Langen [2]

[168] Langen, 1) Eugen, Ingenieur, geb. 9. Okt. 1833 in Köln, gest. daselbst 2. Okt. 1895, studierte am Polytechnikum in Karlsruhe, arbeitete dann auf der Friedrich-Wilhelmshütte bei Troisdorf, die sein Bruder Emil leitete, und erfand hier den Etagenrost. Er übernahm die Leitung der von seinem Vater gegründeten Zuckerraffinerie in Köln, konstruierte einen Glühofen für Knochenkohle mit mechanischer Beschickung und Entleerung der Darre und schuf sein epochemachendes Zentrifugenverfahren, das den Zucker für die Würfelzuckerfabrikation direkt in Platten herstellt Mit Emil Pfeifer legte er in Elsdorf und später in Euskirchen Zuckerfabriken an, von denen erstere für sein Verfahren eingerichtet wurde. Kurz nach seinem Eintritt in die Zuckerindustrie verband er sich mit Otto, dem Erfinder des atmosphärischen Gasmotors, zur Vervollkommnung der Maschine und gründete mit ihm die Gasmotorenfabrik Deutz. Mil Kölner Freunden gründete er die Maschinenfabrik Grevenbroich, die später in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde, sowie eine Fabrik für elektrische Beleuchtungsanlagen, die später in der Nürnberger Firma Schuckert ausging. Besonders erwähnenswert ist seine Mitwirkung bei Beurteilung und Gestaltung des Haftpflichtgesetzes und seine Initiative in bezug auf die Schaffung einer deutschen Patentgesetzgebung. Mit Klostermann, W. Siemens u.a. begründete er Anfang der 1870er Jahre den deutschen Patentschutzverein, auch war er bei einer ganzen Reihe von industriellen und wirtschaftlichen Unternehmungen und Vereinigungen in leitender und ratender Stellung beteiligt. Auf seinen Antrieb wurde zunächst die zweischienige Hängebahn (s. d.) für schnellen städtischen Personenverkehr in Vorschlag gebracht.

2) Joseph, altkath. Theolog, geb. 3. Juni 1837 in Köln, gest. 13. Juli 1901, wurde 1859 ordiniert, 1864 außerordentlicher und 1867 ordentlicher Professor der neutestamentlichen Exegese in Bonn. Als er sich dem Vatikanum nicht unterwarf, ward er exkommuniziert und beteiligte sich darauf bis 1878 an der altkatholischen Bewegung. 1894 wurde er Mitglied der bayrischen Akademie der Wissenschaften. Unter seinen Schriften sind zu nennen: »Die deuterokanonischen Stücke des Buches Esther« (Freiburg 1862); »Die letzten Lebenstage Jesu« (das. 1864); »Das Judentum in Palästina zur Zeit Christi« (das. 1866); »Grundriß der Einleitung in das Neue Testament« (das. 1868; 2. Aufl., Bonn 1873); »Das vatikanische Dogma von dem Universalepiskopat und der Unfehlbarkeit des Papstes« (Bonn 1871–76, 4 Tle.; 2. Aufl. 1876); »Die Kirchenväter und das Neue Testament« (das. 1873); »Die trinitarische Lehrdifferenz zwischen der abendländischen und morgenländischen Kirche« (das. 1876); »Johannes von Damaskus« (Gotha 1879); »Geschichte der römischen Kirche bis zum Pontifikat Leos 1.« (das. 1881), mit den Fortsetzungen: von Leo bis Nikolaus 1. (das. 1885), von Nikolaus 1. bis Gregor VII. (das. 1892) und von Gregor VII. bis Innozenz III. (das. 1893); »Die Klemensromane« (das. 1890). In seinen letzten Jahren war L. besonders tätig als Mitarbeiter der in Bern erscheinenden altkatholischen »Revue internationale de Théologie«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 168.
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