Lebert

[297] Lebert, 1) Hermann, Mediziner, geb. 9. Juni 1813 in Breslau, gest. 1. Aug. 1878 in Bex, studierte seit 1831 in Berlin, Zürich und Paris, ließ sich 1836 in Bex als Arzt nieder und ward 1838 Arzt der Bäder und des Hospitals von Lavey. In den Wintern von 1842–45 machte er in Paris klinische, experimentelle und mikroskopisch-pathologische Forschungen. 1845 sammelte er mit Robin an der französischen Nordküste und den Inseln des Kanals Material zu anatomischen Präparaten von Seetieren etc. für ein zu gründendes Museum. 1846 unternahm er zoologische Exkursionen in der Schweiz und Arbeiten über die Entwickelung der Fische, siedelte dann als Arzt nach Paris über, wurde 1852 Professor der medizinischen Klinik und Direktor des großen Krankenhauses in Zürich und 1859 in Breslau. 1874 zog er sich nach Vevey zurück. L. lieferte bahnbrechende Untersuchungen über Tuberkulose, Geschwülste und Krebs, auch unternahm er zahlreiche Detailforschungen, wie den Nachweis des anatomischen Zusammenhanges zwischen Hirnabszessen und Ohrenentzündungen. Er schrieb: »Abhandlungen aus dem Gebiet der Chirurgie[297] und pathologischen Physiologie« (Berl. 1847); »Physiologie pathologique« (Par. 1845, 2 Bde., mit Atlas); »Traité pratique des maladies scrofuleuses et tuberculeuses« (das. 1849); »Traité pratique des maladies cancereuses« (das. 1851); »Traité d'anatomie pathologique générale et spéciale« (das. 1855–60, 2 Bde., mit Atlas in 2 Bdn.); »Allgemeine Pathologie und Therapie« (Tübing. 1864, 2. Aufl. 1876); das »Handbuch der praktischen Medizin« (das. 1859–60, 2 Bde.; 4. Aufl. 1871); »Grundzüge der ärztlichen Praxis« (das. 1867–68); »Klinik der Brustkrankheiten« (das. 1873–74, 2 Bde.); »Krankheiten des Magens« (das. 1878); »Traité clinique et pratique de la phthisie pulmonaire« (1879). Ein Verzeichnis seiner Arbeiten geben die von ihm selbst zusammengestellten »Biographischen Notizen« (Bresl. 1869).

2) Siegmund (eigentlich Levy), Klavierpädagog, geb. 12. Dez. 1822 in Ludwigsburg, gest. 8. Dez. 1884 in Stuttgart, machte seine musikalischen Studien in Prag unter Tomaschek, D. Weber und Proksch, lebte zunächst einige Zeit als Lehrer in München, begründete aber 1856 mit Faißt, Stark u.a. das Stuttgarter Konservatorium, an dem er bis zu seinem Tod als hochgeschätzter Klavierlehrer wirkte. Auch machte er sich durch eine mit Ludwig Stark gemeinschaftlich abgefaßte, bei Cotta erschienene »Große theoretisch-praktische Klavierschule« in 4 Teilen (neu bearbeitet von Pauer, Stuttg. 1904) und instruktive »Klassikerausgaben«, an der auch Bülow, Faißt, F. Lachner und Liszt mitwirkten, ferner durch Bearbeitungen von Clementis »Gradus ad Parnassum« und sonstige Lehrwerke verdient. Von der Universität Tübingen erhielt er 1873 das Doktordiplom.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 297-298.
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