Martīni [2]

[369] Martīni, 1) Giambattista, gewöhnlich Padre M. genannt, Musikgelehrter, geb. 24. April 1706 in Bologna, gest. daselbst 3. Okt. 1784, Schüler seines Vaters (eines Violinisten) und des Padre Predieri, trat im 15. Jahr in den Minoritenorden, wurde schon 1725 Kapellmeister des Franziskanerklosters in Bologna und erhielt 1729 unter Altersdispens die Priesterweihen. M. war berühmt in ganz Europa als Lehrer, Komponist und Schriftsteller. Von seinen Kompositionen erschienen: Kammerduette (1763), Klaviersonaten (1742) und kirchliche Gesänge mit Orgel (1734); Manuskript blieben Messen, Oratorien, Intermedien und Triosonaten. Sein Lehrbuch: »Saggio fondamentale pratico di contrapunto sopra il canto fermo« (Bologna 1774–76, 2 Bde.) steht in hohem Ansehen. Martinis Ruhm als Lehrer ging auf seinen Schüler Abbate Mattei (s. d.) über. Seine »Storia della musica« (Bologna 1757–81, 3 Bde.) hat allen spätern musikhistorischen Werken als Ausgangspunkt gedient. Sein Briefwechsel wurde von Parisini herausgegeben (Bologna 1888 ff.). Vgl. Valle, Memorie storiche del Padre G. M. (Neapel 1785); Ferd. Parisini, Della vita e delle opere del Padre M. (Bologna 1887); L. Busi, Il Padre G. M. musicista-letterato (Bd. 1, das. 1891); auch Haberl, Padre G. M. als Musiker und Komponist (im »Kirchenmusikalischen Jahrbuch«, 1892).

2) Ferdinando, ital. Dichter, Schriftsteller und Politiker, geb. 30. Juli 1841 in Monsummano als Sohn des Lustspieldichters Vincenzo M., schrieb bereits 1862 eine Komödie: »L 'uomo propone, e la donna dispone«, und errang mit: »I nuovi ricchi« (1863) einen Staatspreis. Seine nächsten Stücke hatten trotz glänzender Einzelheiten nur zum Teil Erfolg. Seit 1869 war M. Lehrer, erst in Vercelli, später in Pisa, bis er sich 1872, ermutigt durch die Aufnahme des Proverbs »Chi sa il gioco, non lo insegni« (1871), ganz der Schriftstellerei widmete. Es folgten: »Il peggior passo è quello dell' uscio«, Proverb (1873); »Peccato e penitenza« (1872) und »La Marchesa« (1876), realistische Erzählungen; »Fra un sigaro e l'altro« (1877), eine Auswahl von Zeitungsartikeln; »Dell' ordinamento delle scuole secondarie« (Turin 1889); »Memorie di G. Giusti« (das. 1890); »Nell' Africa italiana« (Mail. 1891); »Commemorazione di G. Giusti« (Flor. 1894); »La Vipera«, eine Komödie (1894, gedruckt mit drei andern, Mail. 1895); »Epistolario edito ed inedito di Giuseppe Giusti« (Flor. 1904, 3 Bde.). Nachdem er mehrere Jahre hindurch den »Fanfulla della Domenica« geleitet, gründete er die bald wieder eingegangene Zeitschrift »Domenica letteraria«. M. wurde auch in die Kammer gewählt, war im Kabinett Giolitti 1892–93 kurze Zeit Unterrichtsminister und ist seit 1898 Zivilstatthalter der Erythräischen Kolonie.

3) (Lo Spagnuolo) Vicente, s. Martin 1, S. 365.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 369.
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