Maschinenbauschulen

[384] Maschinenbauschulen, gewerbliche Lehranstalten in Preußen zur Heranbildung von Technikern für die Maschinenindustrie. Man unterscheidet höhere M. zur Ausbildung von Konstrukteuren, Betriebsbeamten und Fabrikleitern einerseits, und M. zur Ausbildung von Werkmeistern, Maschinenmeistern und Leitern kleinerer Werkstätten anderseits. Bei den vereinigten M. sind beide Schulgattungen zu einer Anstalt verbunden. Zurzeit bestehen in Preußen höhere M. in Aachen, Altona, Einbeck, Hagen, Kiel, Posen und Stettin; vereinigte M. in Köln, Dortmund, Elberfeld-Barmen und Magdeburg; M. in Duisburg, Gleiwitz, Görlitz und Hannover. Vorgesetzte Behörde ist das Ministerium für Handel und Gewerbe. Das jährliche Schulgeld beträgt 150 Mk. für die höhern M. und 60 Mk. für die M. Die höchste zulässige Frequenz für eine Klasse ist 30 Schüler. Aufnahmebedingungen sind zurzeit für die höhern M.: Reise für Obersekunda (bez. Aufnahmeprüfung) und zweijährige Werkstättenpraxis; für die M. gute Volksschulbildung, erfolgreicher Besuch einer Fortbildungsschule und vierjährige Werkstättenpraxis. Der in beiden Schulgattungen viersemestrige Unterricht erstreckt sich auf alle technischen Fächer und Hilfswissenschaften, die für die Kenntnis des allgemeinen Maschinenbaues erforderlich sind. Zur Unterstützung des Unterrichts dienen belehrende Exkursionen sowie technische Sammlungen, Laboratorien und Werkstätten mit Versuchsmaschinen. Den Abschluß des Unterrichts bilden die Reifeprüfungen. Die Ausbildung auf den M. befähigt zur Tätigkeit in Maschinenfabriken und auch in allen industriellen Betrieben mit größern maschinellen Anlagen. Ferner berechtigt das Reifezeugnis der höhern M. bei der kaiserlichen Marine zur Laufbahn als Konstruktionssekretär, Werkstättenvorsteher und Maschineningenieur sowie bei der preußischen Eisenbahnverwaltung zur Laufbahn als technischer Eisenbahnsekretär und Betriebsingenieur. Das Reifezeugnis der M. berechtigt zum Eisenbahnwerkmeisterdienst und zur Eichmeisterlaufbahn. Ähnlich sind z. B. die Technischen Schulen in Bremen, Hamburg und Straßburg organisiert. In Bayern wird maschinentechnischer Unterricht erteilt an den königlichen Industrieschulen in München, Nürnberg und Augsburg sowie an den Fachschulen in Kaiserslautern und Würzburg. Die Lehrpläne dieser Anstalten berücksichtigen besonders die Vorbereitung für den Besuch der Technischen Hochschulen. Die in vielen deutschen Städten noch bestehenden technischen Privatschulen (Technikum, Gewerbeakademie, Technisches Institut und ähnlich genannt) werden wegen ihrer ungeeigneten Lehrverfassung heute allgemein für weniger zweckmäßig für die Ausbildung von Maschinenbauern gehalten. In Österreich-Ungarn bestehen Fachschulen für Maschinenbau mit zwei- bis dreijährigem Lehrgang in Bielitz, Klagenfurt, Komotau und Prerau. Vgl. Simon, Die Fachbildung des preußischen Gewerbe- und Handelsstandes im 18. und 19. Jahrhundert (Berl. 1902); Jakobi, Die königlich preußischen M. (das. 1905); »Zeitschrift für gewerblichen Unterricht« (Leipz., seit 1886).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 384.
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