Mermillod

[641] Mermillod (spr. -mijó), Kaspar, Kardinal, geb. 22. Sept. 1824 in Carouge, Kanton Genf, gest. 23. Febr. 1892 in Rom, studierte im Jesuitenkollegium zu Freiburg i. d. Schweiz und empfing 1847 in Annecy die Priesterweihe. Zum Vikar des Genfer Pfarrers Dunoyer ernannt, machte er sich früh als vorzüglicher Kanzelredner geltend und gründete zur Förderung der katholischen Interessen ein politisches Blatt: »L'Observateur catholique«, sowie eine gelehrte Zeitschrift: »Annales catholiques«. Im Juni 1864 zum Stadtpfarrer und Generalvikar in Genf ernannt, ließ er sich im September d. J. bei einem Besuch in Rom zum Bischof von Hebron weihen, und Bischof Marilley von Lausanne-Genf delegierte ihm auf höhere Weisung die volle bischöfliche Gewalt über Genf. Der Genfer Staatsrat erklärte jedoch 6. Nov., daß er eine mit dem legalen Bestand der Diözesanverhältnisse im Widerspruch stehende besondere Mission Mermillods nicht anerkenne, untersagte M. alle bischöflichen Funktionen und entsetzte ihn, als er sich weigerte, dem Verbot Folge zu leisten, seiner Pfarrstelle (20. Sept. 1872). Am 16. Jan. 1873 erfolgte als Antwort der Kurie die förmliche Ernennung Mermillods zum apostolischen Vikar von Genf, worauf der schweizerische Bundesrat dessen Ausweisung verfügte, bis er auf die ihm rechtswidrig übertragenen Funktionen verzichte. Im März 1883 wurde er zum Nachfolger des verstorbenen Bischofs Cosandey von Lausanne ernannt, womit nach der ausdrücklichen Erklärung des päpstlichen Staatssekretärs Jacobini das apostolische Vikariat in Genf wegfiel. Infolgedessen hob der Bundesrat auf Ansuchen Mermillods sein Verbannungsdekret auf und gestattete ihm die Rückkehr in die Schweiz. 1890 wurde er als Kardinal nach Rom berufen. Die »Œuvres du cardinal M.« erschienen gesammelt Paris und Lyon 1893–1894, 3 Bde. Seine Biographie schrieben Belloc (Freiburg in der Schweiz 1892) und Lesur und Bournand (Abbeville 1895).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 641.
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