Middendorf

[771] Middendorf, 1) Alexander Theodor von, russ. Naturforscher und Reisender, geb. 18. Aug. 1815 in St. Petersburg, gest. 28. Jan. 1894 zu Hellenorm in Livland, studierte Medizin in Dorpat, Berlin, Erlangen, Wien und Breslau, ging 1839 als Adjunkt des Professors für Zoologie nach Kiew, unternahm 1840 mit v. Baer zum Studium der nordischen Vogelwelt eine Reise nach dem Weißen Meer und Lappland und 1844–45 im Auftrag der Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg eine Expedition nach dem nördlichen Sibirien, auf der er durch das Taimyrland bis an die Küsten des Ochotskischen Meeres und an den obern Amur gelangte. 1855 zum Sekretär der Akademie der Wissenschaften, 1856 zum Wirklichen Staatsrat und 1859 zum Präsidenten der Ökonomischen Gesellschaft ernannt, zog sich M. 1860 auf seine Güter in Livland zurück. 1867 reiste er mit dem Großfürsten Alexei nach Konstantinopel, den Kanarischen[771] und den Kapverdischen Inseln, 1869 mit dem Großfürsten Wladimir nach Sibirien, 1870 mit dem Großfürsten Alexei nach Nowaja Semlja und Island und 1878 nach Ferghana. Er schrieb: »Bericht über die ornithologischen Ergebnisse der naturhistorischen Reise nach Lappland« (»Beiträge zur Kenntnis des russischen Reiches«, von v. Baer u. Helmersen, Bd. 11, Petersb. 1845) 7 »Reise in den äußersten Norden und Osten Sibiriens« (das. 1848–75, 4 Bde.); »Einblicke in das Ferghanatal« (das. 1881) u. a.

2) Friedrich, Schiffsbauingenieur, geb. 20. März 1842 zu Bardenfleth in Oldenburg, gest. 12. Febr. 1903 in Berlin, arbeitete auf der Werft seines Vaters, studierte am Polytechnikum in Hannover, wurde 1863 Ingenieur auf der Reiherstiegwerft in Hamburg, 1865 Betriebsingenieur bei Waltjen u. Komp. in Barmen, 1872 Oberingenieur der Aktiengesellschaft »Weser« in Bremen. Unter seiner Leitung wurden hier die deutschen Panzerkanonenboote und mehrere Kreuzer gebaut und zwei Küstenpanzerschiffe auf Stapel gesetzt, auch entwarf er die auf der »Weser« gebauten Handelsdampfer und Segelschiffe. 1890 wurde er technischer Leiter des Germanischen Lloyd, für den er fast alle deutschen Reeder gewann, auch lieferte er für die deutsche Seeberufsgenossenschaft die Grundlagen zu den gesetzlichen Vorschriften über Zahl und Bauart der wasserdichten Schotten und die Festlegung des Freibords für die deutschen Handelsschiffe. Er schrieb: »Bemastung und Takelung der Schiffe« (Berl. 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 771-772.
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