Parker [2]

[452] Parker, 1) Matthew, erster anglikan. Erzbischof von Canterbury, geb. 6. Aug. 1504 in Norwich, gest. 17. Mai 1575 in Lambeth (London), wurde 1537 Hofkaplan Heinrichs VIII., 1544 Vorstand des Corpus Christi College in Oxford und 1559 Erzbischof von Canterbury. Als solcher hat er sich um die Ordnung der Anglikanischen Kirche (s. d.) in hervorragendem Maße verdient gemacht. Vgl. Strype, Life and acts of Matthew P. (Lond. 1711; 1828, 3 Bde.); Hook, Lives of the archbishops of Canterbury, Bd. 9 (das. 1872).

2) Theodore, amerikan. Theolog, geb. 24. Aug. 1810 zu Lexington in Massachusetts, gest. 10. Mai 1860 in Florenz, wurde 1837 Prediger bei einer Unitariergemeinde in Roxbury, mußte aber dieses Amt, da seine freien Ansichten Anstoß erregten, nach wenigen Jahren niederlegen. Er bereiste Europa und machte sich insbes. mit der deutschen Sprache und Wissenschaft vertraut. 1844 nach Boston zurückgekehrt, nahm er seine Predigerwirksamkeit wieder auf und widmete seine Kräfte dem Kampf gegen die Sklaverei. Von seinen Schriften sind die wertvollsten: »Ten sermons on religion« (1852); »Theism, atheism, and the popular theology« (1853). Eine Gesamtausgabe der Werke Parkers, herausgegeben von Cobbe, erschien London 1863–71 in 14 Bänden; teilweise sind sie in deutscher Übersetzung (2. Aufl., Leipz. 1857–1861, 5 Bde.) erschienen. Seine Biographie schrieben Weiß (Lond. 1863, 2 Bde.), Réville (Par. 1865; deutsch, das. 1867), Frothingham (Lond. 1874), Altherr (St. Gallen 1894), Chadwick (Bost. 1900).

3) Joseph, engl. Theolog, geb. 9. April 1830 in Hexham (Northumberland), gest. 28. Nov. 1902, war als Independentenprediger tätig in Banbury, Manchester und zuletzt (1869–99) am Citytempel in London. P. war ein hervorragender Kanzelredner und hat sich auch als theologischer Schriftsteller einen Namen gemacht. Wir nennen von seinen Werken: »Inner life of Christ, in the gospel of Matthew« (1881–1882, 3 Bde.); »Apostolic life« (1882–84, 3 Bde.); »Studies in texts« (1898–1900, 6 Bde.); »The people's Prayer-book«. Über viele Jahre erstreckte sich seine Mitarbeit an der 25bändigen »People's Bible«. 1898 veröffentlichte er seine Selbstbiographie: »A preacher's life«. Vgl. Dawson, Joseph P., his life and ministry (Lond. 1901); Pike, Dr. P. and his friends (das. 1904).

4) Alton Brooks, nordamerikan. Politiker, geb. 14. Mai 1852 in Cortland (New York), erwarb sich als Volksschullehrer die Mittel, um in Albany die Rechte studieren zu können, wurde Advokat und Notar, 1885 Richter des obersten Gerichts von New York, 1889 des Appellationsgerichts, dessen Präsident er 1898 wurde. Ohne sich als Demokrat in den politischen Kämpfen hervorgetan zu haben, wurde er um seines energischen ehrenwerten Charakters willen 1904 von seiner Partei als Präsidentschaftskandidat aufgestellt. Sein Programm bekannte sich zur Goldwährung, nahm aber scharf gegen den Imperialismus Stellung.

5) Gilbert, amerikan. Schriftsteller, geb. 23. Nov. 1862 in Kanada, studierte in Toronto die Rechte, war eine Zeitlang als Journalist in Australien und ließ sich in England nieder, wo er seit 1900 Parlamentsmitglied ist. Seinen literarischen Ruf begründete er 1892 mit einem Band Erzählungen: »Pierre and his people«, temperamentvollen Charakter- und Lebensbildern aus Kanada, dessen an eigenartigen Rassenmischungen reiche Bevölkerung ihm interessante Typen und Stoffe bot. Andre Werke von ihm sind: »A lover's diary«, eine Sonettenserie (1894), die Novellenbände »An adventurer of the North« (1895), »When Valmond came to Pontiac« (1895), »The land that had no turning« (1900), die im modernen Ägypten spielenden Erzählungen »Donovan Pasha« (1902), die Romane »The seats of the mighty« (1896), »The right of way« (1901) u.a. und »Old Quebec, fortress of New France« (mit C. G. Bryan, 1903).[452]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 452-453.
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