Pergamēnisches Reich

[581] Pergamēnisches Reich, eins der Diadochenreiche, wurde 282 v. Chr. von Philetäros begründet. Dieser, Sohn einer paphlagonischen Tänzerin, später Schatzmeister des Königs Lysimachos von Thrakien, setzte sich in den auf die Ermordung des Seleukos Nikator[581] folgenden Unruhen mit Hilfe der in Pergamon aufgespeicherten 9000 Talente des Lysimachos in den Besitz von Pergamon und dem Nachbargebiet. Er behauptete sich gegen Syrer, Bithynier und Gallier und hinterließ das Reich 263 dem Sohne seines Bruders, Eumenes 1. (gest. 241), der große Eroberungen in Asien machte und 262 bei Sardes Antiochos von Syrien besiegte. Ihm folgte sein Vetter Attalos I. (gest. 197), der ganz Westkleinasien beherrschte, den Königstitel annahm, durch ein Bündnis mit den Römern seinem Reich Halt gab, Industrie und Gelehrsamkeit förderte und seine Hauptstadt durch prächtige Bauten schmückte. Sein Sohn Eumenes II. erhielt, nachdem er den Römern gegen Antiochos d. Gr. beigestanden hatte, 189 die thrakische Chersonesos und die Länder des Antiochos diesseit des Taurus, wußte sich auch gegen Prasias von Bithynien und Hannibal zu behaupten. Er (oder schon sein Vater Attalos I.?) begründete die pergamenische Bibliothek und erbaute zur Erinnerung an die glückliche Abwehr der Gallier durch Attalos I. den prachtvollen Altar mit dem Gigantenfries (s. Pergamon). Auch sein Bruder Attalos II. Philadelphos (159–138) liebte die Wissenschaften. Dessen Neffe Attalos III. Philometor (seit 138) regierte dagegen als Tyrann, ließ seine Verwandten aus dem Wege räumen und vermachte 133 sterbend sein Reich den Römern. Obwohl die Echtheit des Testaments angefochten wurde, nahm Rom die Erbschaft an und verwandelte nach der Hinrichtung des Kronprätendenten Aristonikos, eines natürlichen Sohnes Eumenes' II., 129 Pergamon als Asia propria in eine römische Provinz, deren Hauptstadt Pergamon ward. Literatur s. Pergamon.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 581-582.
Lizenz:
Faksimiles:
581 | 582
Kategorien: