Pianciani

[857] Pianciani (spr. -tschāni), Luigi, Graf, ital. Patriot, geb. 1810 in Rom, gest. im Oktober 1890, studierte die Rechte und trat in den päpstlichen Dienst, gab aber diesen 1845 auf, um sich an der nationalen Bewegung Italiens zu beteiligen. Er war 1848 Gonfaloniere in Spoleto, in welcher Stellung er, als der erste im Kirchenstaat, konstitutionelle Regierung und die Vertreibung der Jesuiten forderte. Darauf beteiligte er sich an der venezianischen und 1849 an der römischen Revolution, ward aber im Kampfe für die römische Republik von den Franzosen gefangen genommen und nach Beendigung des Krieges zwar freigelassen, aber von der Amnestie ausgeschlossen. Er begab sich nach Paris, wo er mit Mazzini Freundschaft schloß, und dann nach England, wo er mit Wort und Schrift, insbes. durch sein dreibändiges Werk »Rome des papes« (1859), für die italienische Sache wirkte. 1859 ging er nach der Schweiz, wollte aber wegen des Bündnisses mit Napoleon an dem Kriege gegen Österreich nicht teilnehmen und trat erst 1860 tatkräftig in die Bewegung Garibaldis ein, dem er eine Brigade nach Sizilien zuführte. 1861 ließ er sich in Spoleto nieder, 1865 wurde er in die Deputiertenkammer gewählt, wo er sich der Linken anschloß. 1867 nahm er an Garibaldis Feldzug, der bei Mentana endigte, teil. In der Kammer hat er wiederholt das Amt eines Vizepräsidenten bekleidet, war auch zeitweise Bürgermeister von Rom und Präsident des Provinzialrats von Perugia.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 857.
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