Possart

[207] Possart, 1) Felix, Maler, geb. 7. März 1837 in Berlin, war bereits eine Zeitlang als Stadtgerichtsrat in Berlin tätig gewesen, als er Ende der 1870er Jahre beschloß, die schon in der Jugend betriebene Beschäftigung mit der Kunst wieder aufzunehmen und sich zum Landschaftsmaler auszubilden. Nachdem er unter Gude und Skarbina seine akademischen Studien gemacht hatte, lernte er zuerst 1882 Spanien kennen, dessen Bauten und landschaftliche Schönheiten in ihren glänzenden Licht- und Lufterscheinungen er in zahlreichen Bildern wiedergegeben hat (im Myrtenhof der Alhambra, Escorial), studierte in Marokko 1891 altmaurisches Leben und Trachten, malte, angeregt durch das echt orientalische Leben, ein Abendmahl Christi (1894) und einen Einzug Christi in Jerusalem (1896), war 1899 in Palästina (Grablegung, Ostermorgen, Inneres der Omar-Moschee). Seit Jahren lebt er während des Sommers am Comersee, dessen Volks- und Fischerleben er vorführt (Prozession in Varenna, Fischer mit Schleppnetz, Fischstecher). Auch die Schweiz hat er häufig behandelt (Riffelalp, Benediktiner Mönche [Engelberg]). Sein porträtreiches Joachimquartett in der Singakademie zu Berlin (1904) befindet sich in der Galerie Eschebach zu Dresden.

2) Ernst von, Schauspieler, geb. 11. Mai 1841 in Berlin, erlernte den Buchhandel, trat dann, von Friedr. Kaiser ausgebildet, auf dem Liebhabertheater Urania mit solchem Glück auf, daß er sich in seinem ersten Engagement zu Breslau in zweiten Charakterrollen (1861–62) behauptete und 1862–63 in Berlin bereits erste spielte. 1863 wurde er als Ersatz für Görner an das Hamburger Stadttheater berufen; seit 1864 wirkte er als erster Charakterdarsteller, seit 1873 zugleich als Oberregisseur an der Hofbühne in München. 1878 wurde er zum Professor und königlichen Schauspieldirektor ernannt. Zahlreiche Gastspiele, ebenso die von ihm in München 1880 veranstalteten Gesamtgastspiele nach Dingelstedts Muster machten seinen Namen in weitern Kreisen bekannt. 1887 nahm er seine Entlassung aus dem Verbande der Münchener Hofbühne, um sich Gastspielreisen zu widmen, kehrte aber 1892 nach München zurück, wo er 1894 zum Generaldirektor und 1895 zum Intendanten der königlichen Hoftheater ernannt wurde. 1901 gründete er in München das Prinz-Regenttheater als Festspielhaus für das Wagnersche Musikdrama; 1905 trat er von seinen Ämtern zurück. P. ist ein glänzender Deklamator, sein Spiel fesselt durch die geistvolle Art der Charakteristik; als Regisseur, z. B. bei den Musteraufführungen von Mozarts Opern im Münchener Residenztheater, wo er zuerst die Lautenschlägersche Drehbühne anwandte, arbeitete er mit großem szenischen Geschick. Seine Hauptrollen sind: Franz Moor, Nathan, Richard, Shylock, Mephistopheles, Narciß, König Johann, Hamlet, BerentFallissement« von Björnson), Manfred (von Byron). Außer verschiedenen fachmännischen Schriften über Vortrags- und Bühnenkunst schrieb P.: »Die Separatvorstellungen vor König Ludwig II.« (Münch. 1901) und »Der Lehrgang des Schauspielers« (Stuttg. 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 207.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika