Réfugiés

[695] Réfugiés (franz., spr. -fǖschjé), »Flüchtlinge«, besonders die nach Aufhebung des Edikts von Nantes 1685 aus Frankreich entflohenen Reformierten. Obwohl der König die Auswanderung streng verbot und die Grenzen durch Truppen scharf bewachen ließ, gelang es doch etwa 300,000 Protestanten, ihr Vaterland zu verlassen. Kaufleute und Fabrikanten wendeten sich meist nach Holland, Dänemark und England, Adlige, Militärs, Gelehrte, Künstler und Handwerker nach der Schweiz und nach Deutschland, wo sie besonders in Brandenburg, Hessen und andern reformierten deutschen Staaten ein zweites Vaterland fanden. Sie gründeten, teilweise mit den Resten der früher (unter Alba) aus den Niederlanden ausgewanderten[695] französischen Reformierten und mit den gleichzeitig aus Piemont vertriebenen Waldensern, Gemeinden mit französischer Kirchensprache an vielen Orten Deutschlands, die teilweise die französische Sprache bis heute beibehalten, teilweise sich mit den deutschreformierten Gemeinden verschmolzen haben. Die R. sind nicht zu verwechseln mit den royalistischen Emigranten (s. d.), die der Revolution entflohen. Vgl. außer den beim Artikel »Hugenottenverein« angeführten Werken noch: Weiß, Histoire des réfugiés protestants de France (Par. 1853, 2 Bde.); Erman und Reclam, Mémoires pour servir à l'histoire des réfugiés français dans les Etats du roi de Prusse (1782–1800, 9 Bde.); Reyer, Geschichte der französischen Kolonie in Preußen (Berl. 1852); Béringuier, Die Stammbäume der Mitglieder der französischen Kolonie in Berlin (das. 1885); Tollin, Geschichte der französischen Kolonie von Magdeburg (Halle 1886–94, 5 Bde.); Ebrard, Die französischreformierte Gemeinde in Frankfurt a. M. 1554–1904 (Frankf. 1906); de Schickler, Les églises du réfugeen Angleterre (Par. 1892, 3 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 695-696.
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