Ramsay

[590] Ramsay (spr. rämmsi), 1) Allan, schott. Volksdichter, geb. 15. Okt. 1686 zu Leadhills in der Grafschaft Lanark, gest. 7. Jan. 1758, war erst Perückenmacher in Edinburg, dann Buchhändler und als solcher Begründer der Leihbibliotheken in Schottland. Um den alten schottischen Nationalgesang wieder in Aufnahme zu bringen, veranstaltete er zwei Liedersammlungen: »The teatable miscellany« (1724, 4 Bde.) und »The evergreen« (1725), beide mehr Umdichtungen als Originale umfassend und gerade wegen solch unkritischer Rücksicht auf den Tagesgeschmack in vielen Auflagen verbreitet. Auch erbaute er auf seine Kosten das erste regelmäßig eingerichtete Schauspielhaus in Schottland und dichtete dafür die Schäferkomödie »The gentle shepherd« (1725; 1891), das beste und bekannteste seiner Werke. Die Kraft eines Burns besaß R. als Volksdichter nicht, aber die Heiterkeit und natürliche Frische seines persönlichen Wesens macht auch seine Verse reizvoll. Eine Sammlung derselben mit des Dichters Leben von Chalmers erschien in London 1800 in 2 Bänden; neue Ausgaben von Mackay (1870, 2 Bde.) und Gardner (1877, 2 Bde.); eine Auswahl von L. Robertson (1887). Vgl. Smeaton, Allan R. (Edinb. 1896).[590]

2) Sir Andrew Crombie, Geolog, geb. 1. Juli 1814, gest. 9. Dez. 1891 in Glasgow, studierte in Glasgow, trat 1841 in das Geologische Bureau von Großbritannien, wurde 1845 Direktor für England und war 1872–81 Generaldirektor des Bureaus. 1848 erhielt er eine Professur an der Universität und 1851 an der Royal school of mines in London. Seit 1881 lebte er meist in Beaumaris auf Anglesey. Er schrieb über die Geologie von Arran (1841) und Nordwales (1858), »Old glaciers of North Wales and Switzerland« (1860), »Physical geology and geography of Great Britain« (1864, 6. Aufl. 1894), »Rudiments of mineralogy« (3. Aufl. 1885) und gab eine »Geographical map of British Isles« (1878) heraus. Vgl. A. Geikie, Memoir of Sir A. C. R. (Lond. 1895).

3) William Mitchell, Archäolog. geb. 15. März 1851 in Glasgow, wurde 1885 Professor in Oxford, 1886 in Aberdeen; er ist Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts und hat sich besondere Verdienste um die Erforschung der Geographie des antiken Kleinasien erworben. Er schrieb: »Historical geography of Asia Minor« (Lond. 1890); »The Church in the Roman Empire before A. D. 170« (das. 1893, 5. Aufl. 1898); »The cities and bishoprics of Phrygia« (Bd. 1 in 2 Tln., Oxf. 1895–97); »St. Paul the traveller and the Roman citizen« (1895, 3. Aufl. 1897; deutsch von Groschke u. d. T.: »Paulus in der Apostelgeschichte«, Gütersl. 1898); »Impressions of Turkey during 12 years' wan:!ering« (1897); »Was Christ born at Bethlehem;'« (1898); »Historical commentary on St. Paul's Epistle to the Galatians« (1899); »Letters to the seven Churches of Asia« (1904); »Pauline and other studies in early christian history« (1906) u. a. Auch gab er »Studies in the history and art of the eastern provinces of the Roman Empire« (1906) heraus.

4) William, Chemiker, Neffe von R. 2), geb. 2. Okt. 1852 in Glasgow, studierte daselbst und in Tübingen, wurde 1872 Assistent für technische Chemie an Andersons College in Glasgow, 1874 Assistent an der Universität daselbst, las seit 1876 und wurde 1880 Professor der Chemie am University College in Bristol, 1887 Professor am University College in London. Er entdeckte 1894 mit Lord Rayleigh das Argon und 1898 mit Travers die andern in geringer Menge vorhandenen Gase der Atmosphäre, 1895 entdeckte er das Helium und zeigte die Umwandlung von Radium in Helium; 1905 entdeckte er das Radiothorium. Auch schrieb er: »Elementary systematic chemistry« (1891); »System of inorganic chemistry« (1891); »Gases of' the atmosphere, the history of their discovery« (1896); »Modern chemistry« (1901; deutsch von Huth, Halle 1905).

5) Hans, preuß. Offizier und Afrikareisender, geb. 18. Mai 1862 zu Tinnwalde im Kreis Löbau (Westpreußen), trat 1890 in die deutsche Schutztruppe, gründete die Station Mafinde in Usambara und wehrte 1891 in Usagara die Wahehe ab. Darauf nach Deutschland zurückgekehrt, führte R. 1892 nach dem Tode v. Gravenreuths eine Expedition in das südliche Kamerungebiet und bestand bei Balinga 18. März ein siegreiches Gefecht mit den Guatare. Nach kurzem Aufenthalt in Deutschland kam R. 1893 wieder nach Ostafrika, wurde Kompanieführer in Kisaki, schlug 3. Dez. die Masiti bei Behobeho, begleitete 1894 den Gouverneur v. Scheele nach dem Nyassasee, leitete dann die Station Ulanga und nach abermaligem Erholungsaufenthalt in Deutschland die Station Lindi, begleitete 1896 den Oberstleutnant v. Trotha nach dem Süden des Schutzgebietes und gründete die Station Ujiji am Tanganjikasee. Seine Kartenaufnahmen: »Routenskizze im Hinterlande von Kamerun« (1893), »Karte der Njassaexpedition« (4 Blätter, 1894), »Deutsch-Kondeland« (1895) wurden in den »Mitteilungen aus den deutschen Schutzgebieten« veröffentlicht.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 590-591.
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