Schanz

[696] Schanz, 1) Paul, kath. Theolog, geb. 4. März 1841 zu Horb in Württemberg, gest. 1. Juni 1905, wurde 1870 Professor der Mathematik und der Naturwissenschaften am Gymnasium in Rottweil, 1876 Professor in Tübingen, und zwar zuerst für Exegese, 1883 für Dogmatik. Er schrieb außer kleinren Schriften über den Kardinal Nikolaus von Cusa und Galilei Kommentare über die Evangelien des Matthäus (Freiburg 1879), Markus (das. 1881), Lukas (Tübing. 1883) und Johannes (das. 1885); ferner »Apologie des Christentums« (Freiburg 1887–88, 3 Bde.; 3. Aufl., 1903–06); »Die Lehre von den heiligen Sakramenten der katholischen Kirche« (das. 1893); »Das Alter des Menschengeschlechts« (das. 1895); »Über neuere Versuche der Apologetik gegenüber dem Naturalismus und Spiritualismus« (Regensb. 1897). Er war Mitherausgeber der »Theologischen Quartalschrift«.

2) Martin, Philolog, geb. 12. Juni 1842 in Üchtelhausen bei Schweinfurt, studierte in München, Würzburg, Bonn und Göttingen, habilitierte sich 1867 in Würzburg und wurde 1870 außerordentlicher, 1883 ordentlicher Professor. Zu Platon veröffentlichte er: »Beiträge zur vorsokratischen Philosophie« (Heft 1: »Die Sophisten«, Götting. 1867); »Specimen criticum ad Platonem et Censorinum pertinens« (das. 1867); »Novae Commentationes Platonicae« (Würzb. 1871); »Studien zur Geschichte des Platonischen Textes« (das. 1874); »Über den Platokodex der Markusbibliothek in Venedig« (Leipz. 1877); eine große kritische Ausgabe (das., seit 1875); eine kleine kritische Ausgabe ausgewählter Dialoge (das., seit 1887); eine Ausgabe ausgewählter Dialoge mit deutschem Kommentar (bis jetzt 3 Bdchn., das. 1887 bis 1893). Außerdem verfaßte er: »Römische Literaturgeschichte« (Münch. 1890–1904, 4 Bde.; Bd. 1 in 3. Aufl. 1907; Bd. 2–3 in 2. Aufl. 1899–1905) und gab »Beiträge zur historischen Syntax der griechischen Sprache« (Würzb. 1882–95, 4 Bde.) heraus.

3) Georg, Nationalökonom, geb. 12. März 1853 in Großbardorf (Unterfranken), studierte in München, Würzburg und Straßburg und promovierte 1876 in München, wo er hierauf längere Zeit im königlich bayrischen Statistischen Bureau tätig war. 1879 habilitierte er sich in Marburg. 1880 wurde er als außerordentlicher Professor nach Erlangen, 1882 als ordentlicher Professor nach Würzburg berufen. Die wissenschaftlichen Arbeiten von S. gehören vorzüglich dem Gebiete der Wirtschaftsgeschichte und der Finanzwissenschaft an. Er schrieb: »Zur Geschichte der deutschen Gesellenverbände« (Leipz. 1877); »Englische Handelspolitik gegen Ende des Mittelalters« (das. 1881, 2 Bde., von der Beneke-Stiftung mit dem ersten Preis gekrönt); »Zur Geschichte der Kolonisation und Industrie in Franken« (Erlang. 1884); »Die Steuern der Schweiz« (Stuttg. 1890, 5 Bde.); »Studien über die bayrischen Wasserstraßen« (Bamb. 1893–94, 3 Tle.); »Zur Frage der Arbeitslosenversicherung« (das. 1895), dazu »Neue Beiträge« (Berl. 1897) und »Dritter Beitrag zur Frage der Arbeitslosenversicherung« (das. 1901); »Das Erbe der Witwen und Waisen der Universitätsprofessoren« (Bamb. 1897); »Der künstliche Seeweg und seine wirtschaftliche Bedeutung« (Berl. 1904). Außerdem gibt er das »Finanzarchiv« (Stuttg., seit 1884) und »Wirtschafts- und Verwaltungsstudien mit besonderer Berücksichtigung Bayerns« (Leipz., seit 1894) heraus.

4) Frida, Schriftstellerin, s. Soyaux.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 696.
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