Schweidnitz [2]

[171] Schweidnitz, Stadt (Stadtkreis) im preuß. Regbez. Breslau, ehemals Hauptort des gleichnamigen Fürstentums (s. oben), liegt in einem fruchtbaren Tale zwischen Zobten und Eulengebirge, mit zwei Stationen im Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Ziegenhals-Kamenz-Raudten, Ströbel-S. und S.-Charlottenbrunn, 247 m ü. M. Die Stadt hat 2 evangelische und 2 kath. Kirchen (darunter die vom Herzog Bolko II. 1330 gegründete Pfarrkirche mit dem höchsten Turme Schlesiens, 103 m hoch), eine Synagoge, ein altes Rathaus mit berühmtem Keller, ein Bismarck- und ein Moltkedenkmal, ein Denkmal des Dichters Max Heinzel und (1905) mit der Garnison (ein Grenadierregiment Nr. 10 und ein Feldartillerieregiment Nr. 42) 30,540 Einwohner, davon 12,067 Katholiken und 164 Juden.

Wappen von Schweidnitz.
Wappen von Schweidnitz.

Die gewerbliche Tätigkeit besteht in Fabrikation von Elektrizitätszählern, Maschinen, Möbeln, Handschuhen, Werkzeugen, Terrakotta- und Tonwaren, Federbesatzstoffen, Wagen, Zigarren, Nadlerwaren, Sodawasser, Papier und Papierwaren, Senf, Essig etc., in mechanischer Weberei, Orgelbau, Eisengießerei, Spinnerei, Ziegelbrennerei, Pfefferkuchenbäckerei u. dgl., berühmt von altersher ist auch die Bierbrauerei (»Sch warzer Schöps«). Den Handel, besonders lebhaft in Getreide und andern Landesprodukten, unterstützt eine Handelskammer und eine Reichsbankstelle (Umsatz 1906: 1014 Mill. Mk.). S. hat ein Gymnasium mit Realgymnasialkursus, eine Präparandenanstalt, landwirtschaftliche Winterschule, 2 Waisenhäuser, eine Erziehungsanstalt für arme Weberkinder, ein Theater, ein Archiv etc. und ist Sitz eines Landgerichts, eines Hauptsteueramts, eines Landratsamts (für den Landkreis S.) und des Kommandos der 21. Infanteriebrigade. Die städtischen Behörden zählen 10 Magistratsmitglieder und 36 Stadtverordnete. Die ehemaligen Festungswerke sind seit 1868 abgetragen und in schöne Anlagen umgewandelt. – Zum Landgerichtsbezirk S. gehören die 10 Amtsgerichte zu Freiburg i. Schl., Friedland i. Schl., Gottesberg, Nieder-Wüstegiersdorf, Nimptsch, Reichenbach i. Schl., S., Striegau, Waldenburg und Zobten a. B. – Die Stadt S., Residenz der ersten Piasten und ein wichtiger fester Platz in Schlesien, ward 1642 von den Schweden unter Torstensson und 1741 von den Preußen erobert, 1757 von den Österreichern unter Nádasdy wieder genommen. 1758 von den Preußen zurückerobert, fiel die Stadt 1761 durch Handstreich den Österreichern abermals in die Hände, ward von den Preußen 1762 nach hartnäckiger Verteidigung eingenommen, blieb in deren Gewalt und ward durch vier detachierte Forts bedeutend verstärkt. 1807 bemächtigten sich ihrer die Franzosen, welche die Außenwerke schleiften. Nach Napoleons I. Sturz den Preußen wieder übergeben, ward sie 1816 wiederhergestellt, später aber entfestigt. Vgl. F. J. Schmidt, Geschichte der Stadt S. (Schweidn. 1846–48, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 171.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: