Tanzmusik

[315] Tanzmusik, die den Pas der einzelnen Tänze angepaßten Musikstücke, die den Namen der Tänze selbst führen, heute besonders: Menuett, Walzer, Mazurka, Schottisch (Polka), Tirolienne (Ländler), Galopp, Polonäse, Française, Kontertanz (Anglaise) und Quadrille. Aus verschiedenen Tänzen zusammengesetzt ist der Kotillon. In der Komposition der höhern theatralischen T. oder des Balletts haben besonders Lully, Rameau, Gluck (Don Juan), Graf Gallenberg, Starzr, Deller, Klaus Schall, BeethovenPrometheus«), Spontini, Weber, Meyerbeer, Halévy, Hertel, Saint-Léon, Delibes und Anton Rubinstein (Ballettmusik in der Oper »Feramors«) Ausgezeichnetes geleistet, während die Musik für gesellschaftliche Tänze in unsrer Zeit vor allen durch Lanner, Gungl, Labitzky, Lumbye, die Strauß, Tolbecque, Musard, Offenbach, Lecocq Pflege fand. – Die ältern Tänze waren ursprünglich Tanzlieder, wurden aber auch ohne Gesang instrumental ausgeführt und bereits im 16. Jahrh. auch ohne Text gedruckt, so die deutschen Ringelreihen und Springtänze, die spanischen Sarabanden, die französischen Branles, Gavotten, Couranten, Giguen, Rigaudons, Musetten, Bourrées, Passepieds, Loures etc., die italienischen Paduanen, Gagliarden, Ciaconen, Passamezzi, die englischen Ballads, Hornpipes, die dänischen Reels etc. Eine Sammlung deutscher Tanzlieder und Tanzmelodien enthält Böhmes »Geschichte des Tanzes in Deutschland« (Bd. 2, Leipz. 1886). In eine neue Phase der Entwickelung traten die Tanzstücke, als man anfing, ihrer mehrere zu zyklischen Formen zu vereinigen (vgl. Suite). In unserm Jahrhundert finden teilweise noch die ältern Tanzstücke Pflege (besonders das Menuett), sei es in der Form der Sonate oder Suite oder in noch freiern Zusammenstellungen von Stücken verschiedener Art oder einzeln (Gavotte), teils sind auch die neuesten Tänze einer kunstvollen Ausgestaltung unterworfen worden, so von Haydn (Menuett), Beethoven (Walzer, Menuetts und Kontertänze), Weber (»Aufforderung zum Tanz«, Es dur-Polonäse, Ekossäsen etc.), Schubert (Walzer, Ländler, Ekossäsen), Chopin (Polonäsen, Mazurken, Walzer), Schumann (»Ballszenen«, »Faschingsschwank«, »Karneval«), BrahmsWalzer«, »Ungarische [315] Tänze« etc.), KielDeutsche Reigen«, Walzer für Streichquartett), LisztValse de bravour«, »Chromatischer Galopp«, »Mephisto-Walzer«), Raff (Humoresken, Tarantella etc.) u. a. Vgl. auch Literatur zu Artikel »Tanz«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 315-316.
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