Ätzen

[912] Ätzen, die obere Fläche eines harten Körpers, bes. Metall, durch Säuren angreifen. Erstere wird zu diesem Zwecke mit einem erhabenen Rande umgeben u. mit einer Masse, dem Ätzgrund, überzogen, worein dann die Zeichnung mittelst Nadel u. Griffel eingegraben wird; hierauf gießt man eine sauere Flüssigkeit, das Ätzwasser, auf selbige. Da dieses auflösend wirkt, so stellen die vom Ätzgrund[912] entblößten Stellen nun die Zeichnung vertieft dar. Vor dem Auftragen des Ätzgrundes wird die Fläche, um sie von Fett zu reinigen, mit geschlämmter Kreide od. gebranntem Kalk u. Weingeist abgerieben. Die Bereitung des Ätzgrundes ist bei den einzelnen Substanzen, auf die geätzt werden soll, verschieden: für Kupfer- u. Stahlplatten besteht er aus zerlassenem weichem Wachs, in das in höchster Hitze 1 Unze pulverisirte Mastixkörner u. später Unze pulverisirter Asphalt unter beständigem Umrühren, bis zur Schmelzung des letzteren, gethan wird; nachdem die Mischung abgekühlt ist, gießt man sie in warmes Wasser, bildet durch Kneten mit der Hand Rollen od. kleine Kugeln, von vielleicht 1 Zoll Dicke, daraus, die in Tafft gewickelt werden. Außer diesem hat man noch verschiedene Zusammensetzungen; die bekanntesten sind die von Callot, Bosse, Tischbein, Schwarz u. A. empfohlenen. Das Auftragen geschieht, indem man die zu ätzende Platte mäßig erwärmt, dann mit dem Ätzgrund von einer Seite zur anderen in geraden Zügen überfährt, bis sie mit dem Firniß gleichmäßig u. dünn überzogen ist. Hierauf wird die Zeichnung auf den Ätzgrund übergetragen u. der erhabene Rand (gewöhnlich aus Wachs od. aus einer Mischung von Wachs, Pech u. Schweinefett) gemacht. Das nach Beschaffenheit der zu ätzenden Substanz verschiedene, stark concentrirte Ätzwasser, wird entweder mit einem Pinsel aufgestrichen od. darauf geschüttet, u. nach der Tiefe od. Flachheit der. zu ätzenden Zeichnung kurze od. lange Zeit darauf gelassen. Ist das. Ä. geschehen, so wird der Wachsrand u. der Ätzgrund weggenommen. So ist das Ä. in Kupfer; hier wird zum Ätzwasser ein mit 1/3 Wasser verdünntes Scheidewasser genommen u. die Platte nach Entferung des Ätzgrundes mit einem, mit Olivenöl befeuchteten Lappen abgewischt. Beim Ä. in Stahl besteht das Ätzwasser aus 4 Theilen gewöhnlicher Essigsäure, 1 Theil rectificirtem Alkohol u. 1 Theil Scheidewasser; auch kann man mit Wasser verdünnte Metallauflösungen, wie von salpetersaurem Wismuth, salzsauerem Zinn u. dergl. od. eine Auflösung von Ätzsublimat u. Alaun in warmem Wasser anwenden. Da auf Glas, bei der Schwierigkeit der Erwärmung desselben, der gewöhnliche Ätzgrund nicht gut anzuwenden geht, so nimmt man fetten Copallack u. Leinöl, durch, mit Terpentinöl zerriebenen Kienruß geschwärzt; das Ä. geschieht hier gewöhnlich mit flüssiger Flußspathsäure, außerdem gibt es mehrere complicirtere Verfahrungsarten, Zum Ä. in Knochen u. Elfenbein dient als Ätzgrund auf der etwas erwärmten Substanz Wachs, die gewöhnliche u. als Ätzwasser concentrirte Salz- od. Schwefelsäure; soll das Geätzte Farbe erhalten, so muß man statt des Ätzwassers eine mit Wasser verdünnte Gold od. Silberauflösung nehmen, von denen erstere rothbraun, letztere schwarz ätzt etc.; als Ätzgrund zum Ä. in Alabaster dient eine Mischung aus Terpentinöl, Bleiweiß u. Wachs od. ein mit fettem Öl versetzter Terpentinfirniß; als Ätzwasser Regen- od. destillirtes Wasser, in welches man nach dem Trocknen des Ätzgrundes den Alabaster 2 Tage od. länger legt. A. in Perlmutter, Kalkstein, Marmor etc.: soll die Zeichnung vertieft geätzt werden, so nimmt man als Ätzgrund eine Auflösung von Colophonium od. Asphalt in Terpentinöl; als Ätzwasser dient Essig od. verdünnte Schwefelsäure; soll die übrige Fläche vertieft u. das Geätzte erhaben erscheinen, so nimmt man als Ätzgrund eine Mischung von Talg u. Öl od. eine Auflösung des Asphalts in Terpentinöl; als Ätzwasser dient verdünnte Salpetersäure; ist die Zeichnung sein, so ätzt man mit starkem Essig nach, um das Unterfressen zu verhüten. Für den Lithographenstein ist der Deckgrund ein Gemisch von Wachs, Talg, Seife u. Schellack, das Ätzmittel aber verdünnte Schwefelsäure. Sollen Metalle nur matt mit hochpolirten Zeichnungen dargestellt werden, so werden diese auf die hochpolirte Fläche mit Ätzgrund gemacht, u. dann das Metall den Dämpfen von höchst concentrirter Salz- od. Schwefelsäure ausgesetzt; dadurch werden die unbedeckten Stellen matt, aber die bedeckten erscheinen nach der Reinigung glänzend. Beim Ä. in Bernstein dient Wachs als Ätzgrund, concentrirte Schwefelsäure als Ätzwasser.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 912-913.
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