Anīs

[513] Anīs, 1) gemeiner A. (Pimpinella Anisum), in Ägypten u. Syrien heimisch, mit weißen u. rosenrothen Blüthen in zusammengesetzten Dolden ohne Hüllen u. Hüllchen, herzförmigrundlichen, dreispaltigen Wurzelblättern u. 3- bis 5theiligen Stengelblättern, die Theilstücke keilförmig, an der Spitze eingeschnitten u. länglich eiförmigen, auf einer Seite platten, auf der andern erhabenen u. gestreiften, graugrünlichen, lieblich gewürzhaft riechenden u. etwas scharf, doch süß schmeckenden, ätherisches Öl enthaltenden Samen (Anissamen, Semen badiani s. badianae); in Spanien, Frankreich u. Deutschland, besonders in Thüringen, bei Gotha u. Erfurt, bei Magdeburg u. in Franken angebaut. Der Same wird Ende März od. Anfang Aprils wie Hirsen gesäet, u. reist Ende Augusts. Den A-samen braucht man in der Arzneikunst als erweckendes Mittel gegen Blähungen, Koliken, Brust- u. Unterleibsverschleimungen, Katarrhe, Magenschwäche, zur Beförderung der Milchsecretion, auch gegen Ungeziefer, in der Seidenfärberei, um die schwarze Seide gelind zu machen, zum A-branntwein u. A-confect (s. b.). Über die einzelnen pharmaceutischen Compositionen u. technischen Bereitungen s. die Zusammensetzungen mit A. 2) Stern-A. (Indischer A., Anisum stellatum, Badianum stellatum et moscoviticum), von Idicium anisatum L., Baum von der Höhe des Kirschbaums, in China, Japan u. den Philippinen. Die Braminen halten den Baum für heilig u. flechten den Göttern u. den Verstorbenen Kränzeaus seinen Zweigen; Rinde dunkelaschfarben, mit gewürzhaftem Geschmack, zum Räuchern gebraucht; Frucht meist 8sternförmig aneinandersitzende, einsamige, längliche, rostfarbige, außen runzliche, invendig glatte Samenkapseln,[513] mit eiförmigem, flachen: Samen, der in einem glänzenden, braunen, zerbrechlichen Umschlage einen weißlichen Kern einschließt. Candish brachte ihn am Ende des 16. Jahrh. zuerst nach Europa. Der Same wird eben so benutzt wie der gemeine A., gleicht ihm in Geruch u. Geschmack, ist jedoch noch lieblicher u. wirkt als Arzneimittel kräftiger. Same u. Kapsel enthalten viel ätherisches Öl, den wirksamsten u. den eigenthümlichen Geruch verleihenden Bestandtheil.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 513-514.
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