Argos [2]

[698] Argos (eigentlich Ebene; daher ebene Länder überhaupt), 1) (Argolis, a. Geogr.), Land, nach der Hauptstadt Argos benannt, auf der nordöstlichen Landspitze des Peloponnes; etwa 27 QM. groß; begrenzt nördlich von Korinth u. Sikyon, nordöstlich vom Saronischen Meerbusen, westlich von Arkadien, südlich von Lakonika, südwestlich getrennt von Lakonika durch den Argolischen Meerbusen, u. so zwischen den beiden Busen eine Halbinsel im Myrtoischen Meere bildend. Gebirge: Parnon, Parthenios, Artemisios, Arachnäos; [698] Berge: Pontinos, Buporthmos, Akräa, Chaon, Lykone, Tretos, Titthion, Kynortion; Vorgebirge: Bukephala, Skylläon, Spiräon, Struthos. Unter den vielen kleinen Flüssen waren die wichtigsten der Inachos. Erasinos u. Charadros (an dem das Kriegsgericht der Argiver gehalten wurde); Seen: Lerna, Alkyonia, Dine. A. war zum Theil sehr fruchtbar, mit trefflicher Pferdezucht, u. eins der frühest cultivirten Länder Griechenlands; in den Bergen fand sich Kupfer, daher hier früh Erzbereitung u. Argivische Schilde berühmt waren. Von den frühesten Zeiten an bestand A. aus mehreren kleinen Staaten: Argos, Mykenä, Tiryns, Trözen, Hermione, Epidauros, außer diesen hier die Städte: Nauplia, Hafen für Argos, Nemea, Lerna, Thyrea. Nach dem Einfall der Herakliden zerfiel Argolis in 2 Theile: A. kam an Temenos u. Mykene an Kresphontes. 2) Hauptort von Argolis, vom Inachos durchflossen mit der im nordwestlichen Theil der Stadt liegenden Burg Larissa u. der Hafenstadt Nauplia, reich an Kunstwerken. Vor der Stadt lag das Heräon (Tempel der Here, welche die Schutzgöttin von A. war, mit der Herestatue von Polykletos), das Heroon des Perseus, der Tempel der Demeter Mysia u. am Inachos ein Altar des Helios; nach dem Ilithyischen Thore der Tempel des Apollo, dabei der Altar des Zeus Ombrios, an dem die 7 Helden sich gegen Theben verschworen; von hier südöstlich der Tempel der Horen, daneben der Platz mit den Bildsäulen jener 7 Helden u. der Epigonen, ein Theater u. Tempel der Aphrodite; von da südwestlich der große Markt mit Tempeln der Artemis, Athene u. des Asklepios u. in der Mitte das über den, in A. erschlagenen König Pyrrhos von Epirus errichtete Siegeszeichen; südöstlich vom Markt das Delta (Platz zu Volksversammlungen). Im südlichen Theile Tempel der Leto, mit deren Bildsäule von Praxiteles, der Here Anthia u. der Demeter, mit der Rüstung des Pyrrhos; im westlichen Theile der Tempel des Bakchos u. des Amphiaraos, das Gymnasium. In A. ward unter den Künsten bes. die Musik gepflegt, die argivischen Flötenspieler waren berühmt, wie denn auch eine eigene Art Flöte die Argivische Flöte hieß; auch Bildhauerei, daher hier eine Menge der trefflichsten Statuen, u. A. die Vaterstadt mehrerer berühmter Künstler war, z.B. des Eladas (Ageladas), Naukydes, Polykletos des Jüngeren, Antiphanes. Argivische Münzen enthalten das Vordertheil eines Wolfes mit gefletschten Zähnen, od. eine Maus, auf dem Revers in 4eckiger Vertiefung ein A od. A P. (d.i. A R.) u. oben zu beiden N. u. I. Die Argiver redeten den dorischen Dialekt. Noch jetzt ist 3) A. (n. Geogr.) eme Eparchie im Gouvernement Argolis (Griechenland), u. auch die Stadt heißt so, sie hat ein festes Schloß; 6000 Ew., Ruinen des alten A.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 698-699.
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