Arles

[719] Arles, 1) Arrondissement im französischen Departement Rhônemündungen; 2) Hauptstadt darin an der Mündung des Kanals Craponne in die Rhône; Hafen, durch den Canal d'Arles mit dem Mittelmeer verbunden, Handel (Seiden-, Gold-, Silberwaaren, Tabak, Arlesschnupftabak, Wein, Öl), Schiffbrücke, schönes Stadthaus, ansehnliche Kirchen, bes. St. Trophimuskirche mit trefflichem Portal u. Klostergebäude, Messe (Kreuzmarkt, wo bes. viele Lämmer verkauft werden), Handelsgericht, Börse, städtisches Collegium, Museum, Elysäische Felder (Aliscamps, Kirchhof seit römischer Zeit) mit Trümmern alter Sarkophage u. Pyramide für die an der Pest Verstorbenen; reich an Antiquitäten, die merkwürdigsten ein 50 Fuß hoher Obelisk aus ägyptischem Granit (gefunden 1389, wieder aufgerichtet 1676), Amphitheater, Ruinen des Palastes des Kaisers Constantin d. Gr. (j. le Château de Trouille), Fragmente der Columna constantina. Rolandsthurm (Bruchstück des alten Theaters, wo zwei Statuen von Tänzerinnen gefunden wurden). Wasserleitung etc. Erst 1823 wurden wieder beträchtliche Aufdeckungen gemacht; 20,300 Ew. – A., einst Arelatum od. Arelate, bestand schon früh als gallische Stadt, u. später wurde eine römische Colonie hierher geschickt u. ein Präfect hier eingesetzt. Constantin d. Gr., der eine Zeit lang in A. wohnte (s. oben) erweiterte A. u. baute auch jenseit der Rhône eine Stadt (j. Trinquetaille), die er durch eine Schiffbrücke verband. Unter den Westgothen nahm König Eurich hier eine Zeit lang seine Residenz. Auch unter der Frankenherrschaft blüthe A. Im Mittelalter ward A. die Hauptstadt des Arelatischen Reichs od. des Cisjuranischen Reichs Burgund, welches König Boso 879 gründete, u. das 926 an den König von Burgund jenseit des Jura kam (s. darüber unter Burgund Gesch.). In der Folge erhielt A. seine eigenen Grafen, die, nachdem sie die Länder der Grafen von Forcalquier ererbt hatten, den Namen Grafen von Provence (s.d.) annahmen. 1213 wurde A. durch Kaiser Friedrich II., unter der Oberherrlichkeit des Erzbischofs Reichsstadt, 1350 aber bemächtigte sich Karl, Graf von Provence, der Stadt, doch übte Kaiser Karl IV u. seine Nachfolger noch Rechte in A., die aber allmählig erloschen u. nach u. nach an die Könige von Frankreich, die schon längst Grafen von Provence waren, übergingen. Wichtig ist A. wegen der zahlreichen, hier gehaltenen Arelatensischen Synoden. wie 314, wo der Streit zwischen Cäcilian u. Donatus gegen den Letzteren entschieden u. die Cleriker von allen Lasten freigesprochen wurden; 354, wo Athanasius verdammt u. Paulin von Trier verwiesen ward; 452, wo die Klöster unter Aufsicht der Bischöfe gestellt wurden; 475, wo die Prädestinationslehre des Lucides verdammt wurde; 524, 818, 1210, 1234, 1260, 1267. Am 14. Sept. 1854 große Feuersbrunst.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 719.
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