Atlas [6]

[897] Atlas (Waarenk., eigentlich Atlaß, v. pers., fr. Satin), seidenes, geköpertes, auf der einen Seite sehr glattes u. glänzendes, auf der andern taffetartiges Zeug, das auf einem Stuhl mit 8 Schäften u. Kämmen u. 8 Fußtritten gewebt wird; bei letzterem ist die Verbindung so eingerichtet, daß 1/8 der Kettenfäden von jedem Tritt mit einem Kamm in die Höhe gehoben u. oben mit dem Einschlag verbunden wird, 7/8 der Kette aber in Ruhe bleiben. Hierdurch entstehen die länglichen, durch den Köper verbundenen Fäden u. der schöne Glanz; letzterer wird dadurch erhöht, daß man ungedrehte, einförmige Fäden u. die beste Seide zum A. nimmt. Nach dem Weben erhält der A. meist eine Appretur mit Gummi. Der gewöhnliche A. ist der glatte; jedoch gibt es auch streifigen, gegitterten, geblümthen, broschirten, gemalten A., auch Halb-A., wo der Einschlag von Leinengarn u. nur die Kette von Seide ist, eben so halbseidenen A. (meist türkischer Fabrik), wollenen A. (ein nach Atlasart gewebtes glänzendes wollenes Zeug) u. leinenen A. (s. Leinwand); die Sirsakas, aus Floretseide u. Leinen aus China; türkischen A., bei welchem der Grund Baumwolle, die Streifen Seide sind; brüggeschen A., dessen Einschlag von Wolle, die Kette von Seide ist; Atlasbrocat, ein glänzendes, schweres Wollenzeug, wie A. appretirt, gestreifte Wollen-A-e aus England; Atlas natural, die Kette leinen, der Einschlag Baumwolle, zu Beinkleidern aus England u. Deutschland. Rücksichtlich der Güte giebt es schweren (doppelten), mittlern (halbdoppelten), dünnen (leichten, einfachen). Bei ersterem werden 4 doppelte, bei letzterem 4 einfache Fäden durch das Ried gezogen. Vom gemusterten A. sind die besten die französischen, 80–100 Ellen langen, 10/8 –2 Ellen breiten, meist zu Tours u. Lyon gewebten; unter den glatten sind die italienischen, zu Florenz, Venedig, Turin, Genua gewebten, 90–100 Ellen langen, 3/415/16 breiten, doch auch die deutschen zu Wien, Berlin, Leipzig angesehen; minder gut sind die lucheser u. mantuanischen. Die englischen sind schön, doch theuer. Die schlechteste Sorte sind die chinesischen A. (moskowitische A., ostindische A.), Roll-A., Bällchen-A., jedoch können sie gewaschen werden. Auch aus OIndien kommen, bes. über Holland, Atlasse, die meist gemustert od. gemalt sind.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 897.
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