Auto da Fe

[87] Auto da Fe (span., v. lat. Actus fidei, d.i. Glaubenshandlung), sonst in Spanien u. Portugal unter feierlicher Procession vollzogene Bestrafung der von der Inquisition verurtheilten Ketzer. Man hielt sie gewöhnlich an einem Sonntage zwischen Pfingsten u. Advent, oft am Tage Allerheiligen. Bei der Procession selbst eröffneten den Zug die Dominicaner mit der Fahne der Inquisition; auf sie folgten die begnadigten Inquisiten, durch ein vorgetragenes Crucifix getrennt, dann die zum Tode Verurtheilten, in einer besonderen Tracht, barfuß u. mit hohen Mützen, auf denen Flammen u. Teufel gemalt waren, endlich die Bildnisse der Geflohenen, u. in schwarzen, mit Teufeln u. Höllenflammen, bemalten Särgen die Leichen der verstorbenen Inquisiten. Priester schlossen den Zug, welcher durch die Hauptstraßen der Stadt bis zur Kirche ging. Hier wurde eine Predigt über den Glauben gehalten u. das Protokoll der Urtheile über die gegenwärtigen Verbrecher verlesen, welches die Inquisiten, vor einem Crucifix stehend u. eine ausgelöschte Wachskerze tragend, anhören mußten. Sobald den zum Tode Verdammten ihr Urtheil eröffnet war, übergab sie ein Inquisitionsbeamter durch einen leichten Schlag auf ihre Brust der weltlichen Obrigkeit; in Ketten gelegt, wurden sie in ihre Gefängnisse zurückgeführt u. 2 Stunden darauf dem höchsten Richter vorgestellt, der sie um die Religion befragte, in der sie sterben wollten. Die, welche die katholische Religion wählten, wurden erdrosselt, die übrigen aber lebendig verbrannt. Auf dem Richtplatze war für jeden Verurtheilten ein Pfahl errichtet. Zwei Geistliche ermahnten jeden zur Aussöhnung mit der Kirche u. übergaben sie, wenn Alles fruchtlos blieb, feierlich dem Teufel. Darauf wurden sie verbrannt, u. in das Feuer zugleich die Gebeine der verstorbenen u. die Bilder der entflohenen Inquisiten geworfen. Den Tag nach einem A. wurden diejenigen, denen das Leben geschenkt worden, nachdem sie über das Verfahren der Inquisition Schweigen geschworen hatten, an die Orte ihrer Bestimmung abgeführt. Bei den Autos da Fe wurden die Inquisitoren von den königlichen u.[87] Gerichtsbeamten, dem Gouverneur, dem Adel, dem Bischof, der gesammten Geistlichkeit u. einer großen Menge Volks begleitet, selbst der König war zugegen. Das glänzendste A. fand 1680 unter Karl II. zu Madrid Statt. Seit der letzten Hälfte des 18. Jahrh. hat kein A. mehr Statt gefunden; die Vollstreckung der Urtheile geschah seitdem in dem Inquisitionsgebäude.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 87-88.
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