Barclay de Tolly

[321] Barclay de Tolly (spr. Barkleh de Tolly), Michael, Fürst B., aus einem nach Mecklenburg u. Liefland übergesiedelten Zweig der schottischen B. stammend, geb. 1759 in Liefland, Sohn eines Gutsbesitzers, vom Brigadier van Vermoulen als Pflegesohn erzogen; trat 1769 als Kürassierwachtmeister in russische Dienste, machte 1788 u. 89 den Krieg gegen die Türken, 1790 gegen die Schweden u. 1792 u. 94 gegen die Polen mit; befehligte 1806 bei Pultusk als Generalmajor die Avantgarde Bennigsens, verlor bei Eylau einen Arm, wohnte 1808 u. 9 als Generallieutenant u. Commandeur einer Division kurze Zeit dem Feldzuge in Finnland bei, führte seine Division über den gefrornen Bothnischen Meerbusen nach Umeå in WBothnien u. leitete dadurch den Frieden ein; deshalb wurde er Generalgouverneur von Finnland u. 1810–13 Kriegsminister. 1812 führte er die Westarmee u. zog sich mit ihr langsam nach Smolensk zurück, verlor aber dort am 17. Aug. 1812 die Schlacht u. trat in Folge von Anfeindungen, denen er als Ausländer ausgesetzt war, den Oberbefehl an Kutusow ab. Bei Mosaisk führte er den rechten Flügel; 1813 nahm er Thorn u. befehligte nach Kutusows Tode in der Schlacht bei Bautzen u. bis zum Waffenstillstand; nach demselben commandirte er das russische Heer bei der Armee in Böhmen, war mit demselben in der Schlacht bei Dresden u. hatte Antheil an der Schlacht bei Kulm u. bei Leipzig. 1814 war er Obergeneral der russischen Armee in Frankreich u. bes. beim Hauptheere thätig u. ward deshalb zum Feldmarschall u. Fürsten ernannt. Er st. auf einer Reise in die böhmischen Bäder zu Insterburg 1818.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 321.
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