Bennigsen

[569] Bennigsen, 1) Levin Aug. Theophil, Graf von B., geb. 1745 zu Braunschweig, nahm 1759 hannöverische Dienste, machte den Siebenjährigen Krieg zum Theil als Offizier mit, nahm nach Beendigung desselben seinen Abschied, ging auf seine Güter, wirthschaftete aber so unglücklich, daß er um den Charakter als hannöverischer Oberstlieutenant nachsuchte, um 1773 in russische Dienste zu treten; er zeichnete sich hier als Major in dem Türkenkriege gegen Pugatschew u. 1788 bei dem Sturm auf Oczakow, sowie 1793 u. 94 in Polen aus, nahm an dem persischen Kriege 1796 Theil, wurde 1798 Generallieutenant, betheiligte sich an der Verschwörung gegen Kaiser Paul u. wurde 1802 Generalgouverneur in Lithauen u. General der Cavallerie; 1806 commandirte er Anfangs das 1. Corps unter Kamenskoi u. gewann die Schlacht von Pultusk; als Kamenskoi den Oberbefehl niedergelegt hatte, befehligte er in den Schlachten bei Eilau u. Friedland. Nach dem Tilsiter Frieden auf seinen Gütern lebend, ward er erst 1812 wieder activ, machte die Schlachten an der Moskwa mit u. schlug Murat bei Woronowa; 1813 erhielt er den Oberbefehl über die Reserve (die polnische Armee), mit der er nach Deutschland ging u. an der Leipziger Schlacht Theil nahm, wo er auf dem Schlachtfelde zum Grafen ernannt wurde u. dem König von Sachsen dessen Gefangenschaft ankündigte; 1816 wurde er Oberbefehlshaber über die russische Armee in Bessarabien, zog sich aber 1817 nach Hannover zurück u. st. auf seinem Gute Banteln 1826. Er schr.: Gedanken über einige Kenntnisse, die einem Offizier der Cavallerie vorzüglich nöthig sind, Riga 1794, Wilna 1805. 2) Alex. Levin, Graf von B., Sohn des Vor., geb. 1809 zu Zakret bei Wilna, studirte in Göttingen die Rechtswissenschaften u. wurde nachdem er mehrere Stellen in der[569] hannöverischen Justizverwaltung bekleidet hatte, 1835 im Ministerium des Innern angestellt, nahm jedoch 1840 seine Entlassung; 1841 ward er von den Fürstenthümern Kalenberg, Göttingen u. Grubenhagen zum Schatzrath gewählt, trat vermöge dieser Stellung in die 1. hannoversche Kammer u. ward Mitglied des Schatzcollegiums. Im März 1846 erhielt er nach dem Sturze des Cabinetsministers v. Falcke vom König den Auftrag, ein neues Cabinet zu bilden, in dem er den Vorsitz u. das Portefeuille des Auswärtigen u. des königlichen Hauses übernahm. Das sogenannte Dreikönigsbündniß zwischen Preußen, Hannover u. Sachsen vom 26. Mai 1849, der Rücktritt Hannovers von diesem Bündniß (21. Febr. 1850), die Unterhandlungen in München über die Errichtung eines Großdeutschen Bundes zwischen Baiern, Württemberg, Sachsen u. Hannover, sein persönliches Erscheinen in Wien, um bei den Wirren im Deutschen Reiche eine Verständigung zwischen den deutschen Großmächten herbeizuführen, nahmen seine staatsmännische u. diplomatische Thätigkeit mehrfach in Anspruch, bis er Ende October 1830 seine mehrmals nachgesuchte Entlassung erhielt, Seit 1651 war er Präsident der ersten Kammer.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 569-570.
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