Boyer [2]

[158] Boyer (spr. Boajeh), 1) Jean Baptiste B., Marquis v. Aguilles, geb. 1640 in Aix, Generalprocurator des Parlaments in der Provence; Kunstkenner u. Bildersammler, stach auch in Kupfer nach italienischen Meistern u. st. 1709. Er ließ seine Gemäldesammlung von Coëlmans in Antwerpen stechen, Paris 1744, mit 118 Kupfern, 2 Bde. Fol. 2) Abel, geb. 1664 in Castres; ging nach Aufhebung des Edicts von Nantes nach Genf, dann nach Franeker u. 1689 nach England, wo er 1729 zu Chelsey starb. Er schr. u.a.: Hist. du roi Guillaume le Conquérant, Lond. 1702, 3 Bde.; Dictionnaire anglais-français, Haag 1702, 2 Bde., u.ö., noch Paris 1808, auch abgekürzt in mehr als 20 Auflagen; Grammaire française et anglaise, in vielen Auflagen; Geschichte der Regierung der Königin Anna, 1702, Fol., 11 Bde. 3) Joh. Bapt. de B., so v.w. Argens. 4) Alexis, Baron de B., geb. 1760 (1757) zu Uzerche in Limousin, war Gehülfe Desaults bei dessen anatomischem Unterricht, wurde 1787 Chirurg an der Charité, dann Professor der operativen Medicin an der Ecole de santé, 18041. Chirurg Napoleons, der ihm den Adel verlieh; nach der Restauration wurde er Professor der praktischen Chirurgie an der medicinischen Facultät in Paris u. st. 1833 in Paris. Er schr.: Traité d'anatomique, Par. 1797–99, 4 Bde.; Traité des maladies chirurgleales, Par. 1814–25, 9 Bde., (deutsch von K. Textor, Würzb. 1818–27, 11 Bde., 3. A. ebd. 1834–41); Leçons sur les maladies des os, herausgeg. von Richerand, Par. 1804, 2 Bde. (deutsch von Spangenberg, 1804, 2 Bde.). 5) B. Fonfrede, s. Fonsrede. 6) Jean Pierre, ein Mulatte, geb. 1776 in Port au Prince, war schon vor dem Revolutionskriege Bataillonschef u. nahm unter Beauvau u. Rigaud thätigen Antheil an dem Colonialkriege gegen die Engländer. Als Haupt der Mulatten kämpfte er gegen Toussaint, jedoch ohne Erfolg, mußte deshalb die Insel verlassen u. ging nach Frankreich. Mit Leclerc kehrte er 1802 wieder zurück, trennte sich von diesem, zog in den westlichen Theil der Insel zu Pethion, während Dessalines u. Christoph den östlichen beherrschten, u. behauptete sich in demselben mit Pethion glücklich gegen Christoph. Unter Pethions Präsidentschaft wurde er Commandant von Port an Prince u. machte sich um die Organisation der Truppen nach europäischer Art verdient. Nach Pethions Tode 1818 wurde er Präsident der Republik u. verband, als Christoph 1820 umkam, ganz Hayti zu einer Republik. In Folge des Aufstandes vom 17. Jan. 1843 wurde er als Präsident von Hayti abgesetzt, verließ nach seiner Niederlage bei Jeremie am 21. Febr. durch Rivière das Land u. ging über Italien nach Paris, wo er 1850 starb.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 158.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: