Derbent [2]

[853] Derbent (d.h. enges Thor), 1) Gebiet in der Kaukasus-Provinz Daghestan (russisch Asien); zwishen den Flüssen Darbach u. Szamura, 6 QM.; sonst eigenes Khanat, jetzt vereinigt mit Kuba, 1806 von den Russen besetzt, bewohnt von 453,000 Ew. meist Turkomanen, welche baumwollene Zeuge fertigen; bringt Wein, Korn, Safran; 2) Kreis daselbst; 3) (Arabisch Bab al abnab [Pforte der Pforten]), Hauptstadt u. einzige russische Stadt in Daghestan, am Kaspischen Meere; hat starke Mauer; die alten verfallenen Festungswerke sind von den Russen wieder hergestellt u. haben russische Besatzung; Begräbnißort mit Leichensteinen, worauf kufische u. andere Inschriften, Mausoleum der 40 bei Eroberung von Daghestan durch die Araber gefallenen Kirklar; Kanal, der das Trinkwasser vom Gebirge bringt, schlechter Hafen u. 10,700 Ew., welche in Seide u. Wolle arbeiten, Safran u. Wein bauen. In der Nähe bei der Kaspischen Pforte beginnt die große sich durch Tabasseran hinziehende Mauer, Derbentsche Mauer (Sedd Eskender [Alexandersmaner] od. Sedd Iadschndsch u. Madschusch [d. i. Mauer gegen Gog u. Magog]); sie fing an der Stadtmauer von D. an, war mit dieser von gleicher Höhe u. Dicke (30 Fuß hoch, 10 Fuß dick), an manchen Stellen noch höher, u. lief über Berge u. Thäler gegen Westen bis an das Schwarze Meer. In Zwischenräumen hatte sie eiserne Thore, an anderen Stellen spitzige, obeliskenförmige Wachtthürme, hin u. wieder auch Castelle. Sie wurde in uralter Zeit zum Schutze Persiens u. der Euphratländer gegen die nördlichen Volksstämme gebaut, später, bes. von den parthischen u. persischen Königen (bes. von Jesdegerd u. Nurschirvan), wieder hergestellt u. noch sind bedeutende Ruinen davon übrig. – Nach der gewöhnlichen Sage war Eskender Dulkarnain (welchen Einige als Alexander d. Gr. deuten) Erbauer der Stadt u. der Mauer, nach And. Nuschirvan, doch war dieser blos Erneuerer derselben, aber erst seit Nuschirvan, der überhaupt Gründer der Khanschaft ist, kommt der Name D. (d. i. enger Paß, Grenzfestung) vor. D. war Residenz des Khans u. sein Sitz auf der Citadelle. 1220 wurde D. von den Mongolen erobert; unter Mustapha I. ergaben sich die Einwohner des untersten Stadttheiles den Türken, doch nahm sie Emir Hamse denselben wieder ab; 1722 eroberten die Russen D., u. Peter d. Gr. ließ sich bei einem Triumphzuge in Moskau die silbernen Schlüssel der eisernen Thore von D. vortragen; 1723 wurde D. den Russen in dem Frieden zugesprochen, aber 1736 von denselben zurückgegeben; seit 1806 gehört es wieder den Russen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 853.
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