Essen [2]

[901] Essen, 1) Kreis im preussischen Regierungsbezirk Düsseldorf, mit 4 Städten u. 50,000 Ew.; 2) Kreisstadt daselbst, von der Ruhr u. von der Köln-Mindener Eisenbahn je 1/2 Stunde entfernt, hat 5 Kirchen, darunter die alte im romanischen Style erbaute Stifts- od. Münsterkirche, ehedem mit reichstädtischen Rechten, jedoch der Abtei E. untergeben, liegt inmitten eines mächtigen Steinkohlenbeckens u. ist einer der Hauptsitze der rheinischwestfälischen Kohlen- u. Eisenindustrie. Eine Art Vorstadt ist das Dorf Altenessen an der Eisenbahn. Sitz eines Kreisgerichts, Bergamts, Bergschule, Gymnasium, höhere Töchterschule, Handelskammer, Waisenhaus; Fabrikation von Eisen- u. Stahlwaaren, Dampfmaschinen, Tuch, Vitriol; Walzwerke, Kesselschmieden; bedeutende Buchdruckerei u. Verlagshandlung, verbunden mit Stereotypengießerei u. galvanoplastischer Anstalt; 17,000 Ew., zur Hälfte katholisch u. zur Hälfte protestantisch. E. ist rings umgeben von zahlreichen Kohlenzechen, Eisen- u. Zinkhütten, welche en 5000 Arbeiter beschäftigen u. zum Theil durch Zweigbahnen mit der Köln-Mindener Eisenbahn verbunden sind. Großartige Fabrikanlagen verbreitern die Stadt an mehreren Seiten, so namentlich das Kruppsche Etablissement, welches einen bedeutenden Flächenraum (Neu-Essen) einnehmend, von seinem hauptsächlichsten Industriezweige, als Kruppsche Gußstahlfabrik, weltbekannt ist. In der Nähe liegt das Dorf Borbeck mit Zinkhütte. 3) (Abtei E.), sonst reichsunmittelbare Benedictinernonnen-Abtei, im Westfälischen Kreise, mit fürstlichem Range auf den Westfälischen Kreistagen u. Sitz auf der Rheinischen Prälatenbank. Die Abtei E. wurde 873 von Alfried, Bischof von Hildesheim, gegründet u. im 11. Jahrh., wo sie fast ganz herabgekommen war, von der Äbtissin Theophania, Tochter des Pfalzgrafen Ehrenfried von Braweiler, wieder hergestellt; sie umfaßte die beiden Städte E. u. Steele u. mehrere Dörfer, mit zusammen 14,000 Ew.; Schirmvoigt war der Graf von Mark, später der Herzog von Berg, seit 1609 der Kurfürst von Brandenburg; sie fiel 1803 an Preußen u. 1807 an Frankreich; Napoleon schlug sie 1808 zum Großherzogthum Berg; 1813 nahm Preußen wieder davon Besitz, worin es vom Wiener Congreß bestätigt wurde. Vgl. Pfeiffer u. Funke, Geschichte der Stadt u. des Fürstenthums E., Essen 1848. 4) Kirchspiel im oldenburgischen Kreise Kloppenburg; 3300 Ew.; 5) Marktflecken darin, Pferdemärkte; 700 Ew.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 901.
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