Fröbel

[755] Fröbel, 1) Friedrich, geb. 1782 zu Oberweißbach im Rudolstädtischen, widmete sich dem praktischen Forstwesen u. studirte dann seit 1800 in Jena Mathematik u. Naturwissenschaften, wurde 1802 Verwalter eines mecklenburgischen Edelmannes, 1803 Lehrer an der Musterschule in Frankfurt a. M., lebte 1808–10 als Privatlehrer in Yverdun, wo er mit Pestalozzis Institut in enge Verbindung trat, setzte dann seine Studien in Göttingen fort, wurde in der Pestalozzischule zu Berlin Lehrer, machte im Lützowschen Corps die Feldzüge von 1813 u. 1814 mit, wurde dann Inspector des Mineralogischen Museums in Berlin, nahm aber 1816 seine Entlassung u. gründete in Grießheim bei Stadt-Ilm eine Erziehungsanstalt, die er kurz darauf, verbunden mit Langethal u. Wildendorf, nach Keilhau bei Rudolstadt übersiedelte. Er starb 21. Juni 1852 in Marienthal bei Bad Liebenstein. Sein pädagogischer Grundsatz war harmonische Ausbildung jeder Seite menschlicher Thätigkeit in dem Individuum, u. seine Methode fand bes. in der Schweiz, Ungarn u. Nordamerika Anklang u. Verbreitung. Er schr. u.a.: Die Menschenerziehung, Lpz. 1826, 1. Bd., u. gab seit 1850 F-s Wochenschrift für alle Freunde der Menschenbildung, Liebenst. 1850 ff., heraus. Er ist auch Gründer der Kindergärten (s. d). 2) Karl Poppo, Bruder des Vor., geb. 1786 zu Oberweißbach im Fürstenthum Schwarzburg-Rudolstadt, studirte seit 1805 in Jena Theologie u. Philologie, kam 1807 an das Gymnasium in Rudolstadt, an welchem er später Professor wurde; als er 1815 die Hofbuchdruckerei in Rudolstadt gekauft hatte, legte er sein Amt nieder u. st. 1824; er gab heraus den Eutropius, Rudolst. 1816; Sallusts Catilina, ebd. 1820 (den er auch deutsch übersetzte, 1821); Recentiorum poetarum carmina, ebd. 1821–23, 4 Bde.; Sammlung französischer Klassiker, ebd. 1821 ff., 4 Bde. 3) Karl, Neffe des Vor., geb. 1808 zu Griesheim, wo sein Vater Pfarrer war, wurde Director einer weiblichen Bildungsanstalt in Hamburg, mußte aber die Leitung wegen seiner socialistischen u. freigeistigen Richtung 1851 niederlegen; er schr.: Hochschule für Mädchen u. Kindergärten. 4) Julius, Bruder des Vor., geb. 1805 zu Grießheim im Rudolstädtischen, studirte in Jena, ging aber, politisch compromittirt, nach der Schweiz u. gründete eine Verlagsbuchhandlung (Literarisches Comptoir), in welcher viele revolutionäre Schriften, welche der Censur wegen in Deutschland nicht veröffentlicht werden konnten, erschienen. Im Juni 1845 wurde er auf einer Durchreise durch Köln aus dieser Stadt u. aus dem ganzen preußischen Staate ausgewiesen. 1848 wurde er für Reuß als Abgeordneter in das Parlament zu Frankfurt gewählt, ging mit Rob. Blum im October d. I. nach Wien, um den Aufständischen eine Adresse von einer Partei des Parlaments zu überbringen, u. nahm dort als Hauptmann am 26.–28. Octbr. Theil an dem Kampfe. Nach der Übergabe Wiens wurde er am 4. Novbr. mit Blum verhaftet u. kriegsgerichtlich zum Strang verurtheilt, aber begnadigt. Er ging nach Frankfurt zurück, folgte dem Rumpfparlament im Juni 1849 nach Stuttgart, lebte einige Zeit in Kuxhafen, dann auf Helgoland u. wanderte im September 1849 nach Amerika aus. Dort etablirte er erst in New-York eine Seifenfabrik, zog aber 1850 nach Nicaragua, wo er 1851 bei der Commission zur Untersuchung des Kanalbaues war. Später ging er nach San Francisco, wo er seit 1855 ein Journal herausgab; aber Ende d. I. wendete er sich wieder nach den östlichen Staaten u. kehrte 1857 für kürzere Zeit nach Deutschland zurück Gegen seine Ausweisung in Frankfurt a. M. legte der amerikanische Consul, weil F. Bürger der Vereinigten Staaten sei, Protest ein. Er schr.: Grundzüge eines Systems der Krystallogie, 2. Aufl. Lpz. 1847; System der socialen Politik, 2. Aufl. Manh. 1847, 2 Thle.; Die Republikaner (Drama), Lpz. 1848; Briefe über die Wiener Octoberrevolution, Frkf. 1849; Aus Amerika, Erfahrungen, Reisen u. Studien, Lpz. 1858, 2 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 755.
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