Fußbänder

[810] Fußbänder (Ligamenta extremitatis inferioris), die die Knochen der unteren Extremität mit einander verbindenden Bänder. A) Am Hüftgelenk (L. articulationis coxae): das Kapselband des Hüftgelenkes (Ligamentum capsulare femoris), das stärkste u. festeste Kapselband des Körpers, besteht aus 2 innigst vereinigten Platten, von denen die äußere aus schräg herabsteigenden, über einander gelegenen Faserschichten gebildet ist u. anch wohl als Faserkapsel, sowie die innere als Synovialkapsel, unterschieden wird. Es heftet sich an den knöcherne u. knorpligen Rand der Pfanne u. on den Schenkehals u. umgibt sackförmig das ganze Gelenk. Es wird verstärkt durch das Ringband des Schenkelhalses (Zona orbicularis), das vom vorderen Hüftbeinstachel um den Schenkelhals herum wieder zu demselben Ansatzpunkt verläuft. Das runde Schenkelband (L. teres) liegt als ein starker sehniger, cylindrischer, nach oben dreieckiger Strang innerhalb des Gelenkes, heftet sich an die rauhe Grube der Pfanne, wo es von einer drüsigfettartigen Masse umgeben ist, u. an die für dasselbe bestimmte Grube des Schenkelkopfes. B) Am Unterschenkel: a) Am Kniegelenke: das Kapselband des Kniegelenkes; dasselbe heftet sich an den Umfang der überknorpelten Gelenkflächen der Gelenkhügel des Schenkelknochens, an die Ränder u. innere Fläche der Kniescheibe, an den äußeren convexen Rand der 2 (je auf einer Hälfte der überknorpel ten Gelenkfläche der Tibia einer), im Innern des Gelenkes gelegenen, vorn durch ein eigenes Querband L. cart ilaginum interarticularium, genu transversale) verbundenen halbmondförmigen Zwischengelenkknorpel (Cartilagines semilunares s. falcatae s. lunatae). u. an den Umfang der Gelenkfläche der Schienbeinröhre, umschließt das Gelenk als eine weite, sackartige Umkleidung, welche weniger zur Befestigung desselben, als zur Zusammenhaltung der Gelenkschmiere bestimmt scheint, 2 Falten, Flügelbänder L. al re externum s. minus u. int ernum s. majus) bildet, die beide in das Schleimband L. mucosum) zusammenfließen, welches sich in der Grube zwischen den Gelenkhügeln an heftet. Es wird verstärkt durch das Kniekehlenband (L. poplitaeum s. posticum genu). einen dünnen, vom äußeren Gelenkhügel des Schenkellnochens zum inneren Rand des inneren Condylus des Schienbeins sich ziehend. Das innere Seitenband des Knies (L. laterale genu intern.). durch Stärke u. Breite ausgezeichnet, heftet sich an die Tuberosität des äußeren Condylus des Schenkelknochens u. an die äußere rauhe Fläche des oberen Theiles des Körpers u. des Köpfchens des Wadenbeins, erhält von der Aponeurose des inneren Vastus Verstärkung, dient zur Förderung der Seitenbewegung der Tibia u. zur Haltung der Zwischenknorpel Das lange äußere Seitenband, von rundlicher Form, stärker als das folgende, erstreckt sich von der Rauhheit des Condylus externus femoris zur äußeren rauhen Fläche des Köpfchens des Wadenbeins. Das kurze äußere Seitenband (L. genu laterale extrennum breve), wenig kürzer als das vorige, aber dünner, erstreckt sich von dem unteren hinteren Theile der äußeren Fläche des äußeren Gelenkhügels des Schenkelknochens, zur oberen u. hinteren rauher Stelle des Köpfchens des Wadenbeins. Das vordere Kreuzband L. cruciatum genu anticum) liegt wie das folgende in der Gelenkhöhle selbst, heftet sich an die innere Fläche des äußeren Gelenkhügels des Schenkelbeins u. an die Grube vor der Erhabenheit zwischen den Gelenkhügeln des Schienbeins. Das hintere Kreuzband, stärker als das vorige, heftet sich in die Grube hinter der genannten Erhabenheit dicht am hinteren Rande der Tibia u. an die, gegen die Grube zwischen den Gelenkhügeln gerichtete Fläche des inneren Condytus des Schenkelbeins. Beide dienen zur hauptsächlichsten Befestigung des Kniegelenkes. Das Kniescheibenband (L. patellae) ist eigentlich nur das starke, sehnige Ende der gemeinschaftlichen Flechsen der Streckmuskeln des Fußes u. heftet sich bes. on den unteren Rand der Kniescheibe u. an die Tuberosität des Schienbeins. b) Zwischen Schien- u. Wadenbein: Kapselband des Wadenbeinköpfchens, am Umfang dieses Köpfchens u. am Rande der seitlichen Gelenkfläche des Schienbeins angeheftet, bildet eine eigene Synovialkapsel Das Zwischenknochenband des Unterschenkels, den Raum zwischen dem äußeren Rande des Schienbeins u. dem inneren des Wadenbeins ausfüllend, mit Öffnungen für durchgehende Blutgefäße u. Nerven, dient mehreren Muskeln zur Anlage. Vorderes oberes Knöchelband (L. tibio-fibulare s. malleoli externi, anticum superius). vorderes unteres Knöchelband, hinteres oberes u. hinteres unteres Knöchelband, heften sich sämmtlich in die Nähe des für das Wadenbein bestimmten Ausschnitts des Schiendeins u. an den äußeren Knöchel des Wadenbeins. C) Bänder am eigentlichen Fuß: a) Am Fußgelenke: Kapselbanddes Fußgelenkes, heftet sich an den Umfang der Gelenkgrube des Unterschenkels u. der oberen Gelenkfläche des Sprungbeins, eine dünne, sehnige, innen mit einer Synovialhant ausgekleidete, das ganze Gelenk umschließende Membran. Sie wird auf der inneren Seite unterstützt durch das dreieckige innere Seitenband L. deltoideum s. la lerale int., Deltaband), das, mit seinem schmalen Theile am unteren Theil des inneren Knöchels entspringend u. nach unten breiter werdend, sich an das Kahn-, Sprung- u. Fersenbein anlegt. Das vordere innere Seitenband geht vom vorderen Rande der unteren Fläche des Schienbeins zum Sprung- u. Fersenbein; das äußere vordere Seitenband (L. lat. extern. anticum s. fibulare tali) vom vorderen Rande des äußeren Knöchels zum Halse des Sprungbeins; das äußere, hintere, oberflächliche Seitenband von der Grube am hinteren Rande des äußeren Knöchels zum Höcker an der hinteren Fläche des Sprungbeins; das äußere, hintere, tiefe Seitenband[810] von der inneren Fläche des äußeren Knöchels zur hinteren Fläche des Sprungbeins; das äußere mittlere Seitenband (L. lat. ext. medium s. fibulare calcanei s. perpendiculare) von der Mitte des unteren Randes des äußeren Knöchels zur äußeren Fläche des Fersenbeins senkrecht herabsteigend. b) Eigene Bänder zwischen den Fußwurzelknochen: Eigene Kapselbänder der Fußwurzelknochen, die sich an den Rändern der sich berührenden Gelenkflächen anheften; dergleichen bestehen zwischen dem Sprung- u. Fersenbein, dem Sprung- u. Kahnbein, dem Fersen- u. Würfelbein, dem Kahnbein u. den keilförmigen Beinen, dem Sprung-, Würfel- u. Fersenbein. Eigene Bänder zwischen den Tarsusknochen; solche liegen theils auf dem Rücken, theils an der Sohlenfläche, theils an den Seiten der Fußwurzel, sind sehnig u. sehr straff u. verbinden die ein;elnen Beine, nach deren Namen sie auch ihre Bezeichnung erhalten, mit einander. c) Bänder zwischen Fußwurzel u. Mittelfußknochen, theils Kapselbänder, welche das erste keilförmige Bein mit dem ersten Mittelfußknochen, das dritte keilförmige Bein mit dein zweiten u. dritten Mittelfußknochen, das Würfelbein mit dem vierten u. fünften Mittelfußknochen verbinden; Hülfsbänder, welche auf der Rückenseite theils auf der Sohlenseite, theils an den seitlichen Flächen der betreffenden Fußwurzel- u. Mittelfußknochen gelegen sind. d) Eigene Bänder der Mittelfußknochen; deren befinden sich 3 an der Basis des Mittelfußes, verbinden den zweiten u. dritten, dritten u. vierten, vierten u. fünften Mittelfußknochen u. bestehen jedes aus 3 Strängen od. Lagen, die auch als Dorsal-, Plantar- u. Lateralligamente, je nach ihrer Lage auf der Rücken-, Sehlen- od. Seitenfläche der betreffenden Knochen unterschieden werden. Vier ähnliche L. capitulorum ossium metatarsi, Capitularligamente), die an der Sohlenseite von einem vorderen Ende der Knochen zu dem anderen gehen, eigentlich von den Flechsen der Beugemuskeln entspringen, Nur das erste zwischen der großen u. zweiten Zehe kommt vom äußeren Sesambeine. e) Bänder der Zehen; diese sind theils Kapselbänder, die von dem Umfange des Köpfchens eines Gliedes zu dem der Basis des nächsten gehen. Die Gesamknöchelchen sind durch besondere Kapselbänder an die Seitenbänder des ersten Gelenkes der großen Zehe angeheftet, u. zwischen beiden Knöchelchen ist das L. subcartilagineum ausgespannt, an welchem sich die Sehne des langen Flexors der großen Zehe hin- u. herbewegt. Zur Verstärkung der Kapselbänder liegen an der inneren u. äußeren Seite jedes derselben von einem Gliede zu dem andern gehende Seitenbänder (L. lateralia).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 810-811.
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