Fersen

[210] Fersen, 1) Otto Wilhelm, Freiherr v. F., geb. 1623 in Reval, trat in seinem 20. Jahre in schwedische Kriegsdienste u. zeichnete sich im Kriege gegen die Dänen aus, worauf er zum Lieutenant[210] avancirte; als Prag von den Schweden erobert wurde, wurde er Rittmeister; nachdem er dann eine Zeitlang als Major in französischen Diensten gestanden hatte, kehrte er nach Schweden zurück u. wurde Kammerherr, dann Hofmarschall des Königs Karl Gustav; zum Oberstlieutenant befördert, begab er sich nach Deutschland, um Truppen anzuwerben, u. wurde dann Oberst; 1660, als der Friede mit Polen geschlossen war, wurde er Landrath in Esthland; nachdem er 1672 Generalmajor, dann Generallieutenant geworden war, stellte er sich 1675 an der Spitze des Heeres an der norwegischen Grenze den Dänen entgegen, gerieth aber in der Schlacht bei Lund in dänische Gefangenschaft, aus der er erst befreit wurde, als Königsmark den Sieg über die Dänen auf Rügen davon getragen hatte; er wurde darauf Generalgouverneur von Narva, 1603 Feldmarschall u. st. 1703 auf seinem Gute Kurnate bei Reval. 2) Fabian, Freiherr v.;F., geh 1626 in Reval, trat in das schwedische Heer u. ging mit nach Deutschland, wo er 1645 Hauptmann, 1646 Major u. 1647 Oberstlieutenant wurde; als er nach Schweden zurückgekehrt war, ernannte ihn König Karl Gustav 1657 zum Commandanten von Krakauim Polnischen Kriege; im nächsten Jahre stand er im schwedischen Heere mit vor Kopenhagen u. wurde Generalmajor; 1659 focht er wiederum mit vor Kopenhagen, wurde 1663 Generalgouverneur von Livland u. 1668 Generallieutenant; 1674 wurde er in den Freiherrnstand erhoben u. zugleich zum General ernannt; als im folgenden Jahre neue Unruhen der Dänen in Schonen ausbrachen, ernannte ihn der König zum Generalfeldmarschall u. Generalgouverneur über Schonen, Halland u. Blekingen; er st. 30. Juli 1677 zu Malmö. 3) Axel, Graf von F., ein Livländer, nach And. ein Schwede; diente Anfangs im französischen Heere, wo er Maréchal de Camp wurde, trat dann in schwedische Dienste, befehligte in Pommern u. wurde drei Mal Reichstagsmarschall. Als Präsident des Reichstages bei der Verschwörung von 1756, zu Gunsten des Hofes, führte er in der Commission, welche den Grafen Brahe, Baron Horn u. den Hauptmann Puke zum Tode verurtheilte, den Vorsitz, legte aber seine Stelle 1772 nieder, als er das Volk u. die königliche Partei ohne Erfolg bekämpfte. Nach der Annahme einer Constitution trat er wieder in den Reichsrath. F. versuchte eine Oppositionspartei zu bilden, wurde jedoch 1789 verhaftet; er erhielt seine Freiheit bald wieder u. starb zu Ende des 18. Jahrh. 4) Axel von F., Sohn des Vor., geb. um 1750 in Stockholm, wohnte als französischer Oberster dem Amerikanischen Kriege bei u. begleitete, als Bedienter verkleidet, die königliche Familie auf der Flucht nach Varennes. Nach Schweden zurückgekehrt, wurde er Kanzler der Universität Upsala u. fiel, ohne allen Grund der Ermordung des Kronprinzen Karl August verdächtigt, als Opfer der Volkswuth am 20. Juni 1810 in Stockholm; s. Schweden (Gesch.).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 210-211.
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