Gang [2]

[909] Gang, 1) von Speisen, so viel, als deren auf einmal aufgetragen werden; 2) (Fechik.), das Fechten bis zu einem Ruhepunkt; beim Duell wird das Ende eines Ganges durch die Secundanten bestimmt; gewöhnlich werden 12, bei geschärften Duellen auch 24 Gänge gemacht; im ersteren Falle gewähren 6 od. 9 Gänge Genugthuung, auch wenn der Beleidiger nicht verwundet ist; 3) (Mühlenw.), das Aufschütten des Getreides in den Rumpf u. das Durchgehen zwischen den Steinen, welches mehrmals wiederholt wird; vom ersten G. kommt die Spitzkleie, vom zweiten das Griesmehl, vom dritten das Mittelmehl; 4) das nach einem Aufschütten gewonnene Mehl selbst; 5) alle Werkzeuge, welche dazu gehören, daß an einem Orte Getreide gemahlen werden kann; bei Staberzeug sind so viel Gänge als Wasserräder, bei Pansterzeug noch einmal so viel: 6) (Perückeum.), ein Büschel Haare, welcher auf einmal tressirt wird; 7) (Jagdw.), der gewöhnliche Weg des Wildes, auch des Wassergeflügels, aus u. nach dem Walde, od. zu seiner Höhle durch das Schilf; 8) so v.w. Schritt; 9) eine Reihe zum Lerchenfange aufgestellter Klebgarne; 10) (Seew.), beim Laviren (s.d.) der Weg, welchen das Schiff in gerader Linie macht ohne zu wenden. Ein guter G. od. Streckbug ist jener, mittelst dessen man sich dem Ziele nähert, od. in Luv gewinnt; das Gegentheil heißt schlechter G. od. Geschlagbug; diese Gänge sind im Ocean oft 500–1000 Seemeilen lang (einen G. machen) in See od. gegen das Land, um lavirend einen Hafen zu erreichen. G. von Planken, eine Reihe gleicher aneinander gesetzter Planken, die vom Achtersteven bis nach vorne reichen; Gangweg, auf Schiffen der mittlere Theil auf Deck zu beiden Seiten, vor dem Fallreep, so genannt, weil einstens dort das Bret für die Schildwachen aufgestellt war; 11) G. einer Uhr, eines Chronometers ist die Veränderung des Standes (s.d.) u. wird je nach der Länge der Zeit, für welche man ihn beobachtet, täglicher, stündlicher etc. G. genannt; 12) die Windung einer Schraube, Schnecke, eines Peitschenstabes u. dgl.; 13) G. eines Schmelzofens, die Art, in welcher das Schmelzen Fortgang hat; 14) die Hemmung in der Taschenuhr; 15) (Web.), eine gewisse Anzahl in der Kette befindlicher Fäden; es heißt eine Kette hat so u. so viel Gänge; 16) (Bergb.), s. Gänge.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 909.
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