Hermogĕnes

[281] Hermogĕnes, 1) Marcus Tigellius H., aus Sardinien; Freigelassener, Sänger u. Günstling des Julius Cäsar, Augustus u. der Kleopatra; sein Kunsttalent u. die andern Dienste, welche er seinen Gönnern erwies, machten ihn sehr reich, doch verschwendete er schnell Alles. 2) H., asiatischer Lehrer, über welchen der Apostel Paulus sich beklagt, daß er mit Phygettos von ihm abfiel. 3) H., Maler in Afrika, gegen Ende des 2. Jahrh., wahrscheinlich in Carthago, führte ein lockeres Leben u. gehörte zu den gnostisirenden Irrlehrern seiner Zeit; er behauptete, die Ewigkeit der Materie (weshalb seine Anhänger auch Materialisten hießen) u. leugnete die Schöpfung aus Nichts, sowie die persönliche Fortdauer der Menschen nach dem Tode, da die Seele aus der Materie geschaffen wäre, seine bekanntesten Schüler (Hermogenianer) waren Seleukos u. Hermias; gegen ihn schrieb Tertullian sein Buch Adversus Hermogenem. 4) H.[281] aus Tarsos, Rhetor um 160 n. Chr.; trat schon im 15. Lebensjahre in Rom als Rhetor auf; verlor aber, 24 Jahre alt, Gedächtniß u. Sprache u. starb in hohem Alter; er schr.: Τέχνη ῥητορική, erste Ausgabe in Aldus Rhetores graeci, Vened. 1508, Fol., u.ö.; der 5. Theil (Progymnasmata) lateinisch von Priscianus, einzeln von Vesenmeyer, Nürnb. 1812, u. im 2. Bd. von Krehls Ausgabe des Priscianus. 5) Jurist um 336 n. Chr., Verfasser des Hermogenianus codex (s. Codex 9) A) b); er schr. auch: Jus epitomarum u. Libri fideicommissorum (Fragmente in den Digesten); vgl. Finestres u. de Monsalvo, De Hermogeniano ejusque scriptis, 1757, 2 Bde. 6) H., Architekt; brachte die ionische Bauordnung am Artemistempel zu Magnesia u. am Bakchostempel zu Teos zur Vollkommenheit.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 281-282.
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