Hieronymiten

[368] Hieronymiten, 1) (Hieronymianer), in Spanien u. Portugal, gestiftet um 1370 bei Toledo durch den Portugiesen Vasco vom dritten Orden des St. Franz, mit Hülfe des Kammerherrn Peter Ferdinand Pecha, 1373 von Gregor XI. bestätigt, nach den Regeln des St. Augustinus; vom Einsiedlerwesen ins Cönobitenthum übergehend; verbreitete sich schnell über Spanien u. Portugal, widmete sich eifrig den Wissenschaften u. zeichnete sich[368] durch große Pracht in den Kirchen, namentlich in den Hauptklöstern zu Guadalupe, St. Just, im Escurial, von Belem etc. aus; wurde 1415 eximirt, dann unter eignem General zu hohem Ansehen gelangend; jetzt aufgehoben; nur in Amerika noch blühend. Tracht: Rock weiß, Scapulier u. Kapuze schwarz, beim Ausgehen ein langer, faltenreicher, schwarzer Mantel. Die Nonnen, Hieronymitinnen, in Spanien, 1375 nach derselben Regel u. Tracht gestiftet von Maria Garcias mit dem Kloster San Pablo zu Toledo; sie wurden erst 1510 durch Ablegung feierlicher Gelübde in den wirklichen Klosterfrauenstand erhoben u. verbreiteten sich über viele Städte Spaniens; jetzt aufgehoben. 2) H. von der Observanz (H. von der Lombardei), 1424 von Lupus d'Olmedo, dem dritten General der H. als abgesonderte Congregation in Spanien errichtet, 1426 von Martin V. bestätigt, von derselben Regel, aber strengen Observanzen; 1429 nach Italien verpflanzt u. mit einer neuen Regel nach Hieronymus Vorschriften begabt; in Spanien wurde die Congregation vom König Philipp II. 1595 aufgehoben u. kehrte zu den andern H. zurück. Tracht: Rock weiß mit Ledergürtel, Scapulier u. Kapuze lohfarbig, viereckige Mütze schwarz, im Chor ein sehr langer, lohfarbiger Mantel, schwarze Schuhe; in Italien bestehen sie noch in einigen Klöstern; 3) Einsiedler des St. Hieronymus von der Congregation des seligen Peter von Pisa; gestiftet 1381 von Peter Gambacorti von Pisa in einer Einöde bei Montebello, mit einer von ihm bekehrten Räuberbande, für strengen Wandel; bald weit verbreitet u. in förmliches Klosterwesen verwandelt, 1444 in den Regeln sehr gemildert; 1568 der Regel St. Augustins unterworfen, vergrößert durch viele Einsiedlervereine, wie die des Angelo aus Corsilla, des seligen Nicolas von Furgue-Palene, des Pater v. Malerba, die von Monte Segestre u. 1596 durch tyrolische, baierische Einsiedlervereine. Auf wenige Klöster reducirt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 368-369.
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