Improvisade

[838] Improvisade (ital. u. fr.), Rede od. Gedicht aus dem Stegreif. Hierin sind bes. die als Improvisatori (Improvisatoren) bekannten Dichter in Italien sehr geschickt, welche über jeden ihnen aufgegebenen Gegenstand ein Gedicht, wenigstens eine Menge Verse aus dem Stegreife declamiren od. unter Begleitung eines Saiteninstruments absingen (Improvisiren). In Italien u. Spanien (bes. in Valencia) blüht diese Art der Dichtkunst seit dem 12. Jahrh., u. Petrarca u. Lorenzo von Medici werden als die ersten Improvisatoren erwähnt. Seit der Wiederherstellung der Wissenschaften nahm ihre Zahl (bis zu Ende des 15. Jahrh.) ungemein zu; bes. groß war sie zur Zeit Leos X. Berühmte italienische Improvisatoren sind: Aquilano, Bernaldo Accolti (aus Arezzo, in Rom vor 1534, der Einzige genannt), Christofero (aus Florenz, der Erhabenste genannt, um fast gleiche Zeit), zu Ende des 15. Jahrh.: Leoniceno, Filelfa, Saffi, Hippolito von Ferrara, Strozzi, Pero, Franciotti, Cesari de Fano; im 16. Jahrh., am Hofe Leos X., Andrea Marone u. Querno, I. Gazoldo, Hier. Britonio, I. Francisco. Nach Leos X. Tode versuchten sich die I. in der italienischen Sprache, u. nun wuchs die Zahl derselben außerordentlich, so: Antoniano, Perfetti, Metastasio, Zucco, Laurenzi, Bernardi; die Frauen (Improvisatricen) Olympica, Ther. Bandettini, Corilla (eigentlich Magdalena Morelli Fernandez, welche 1776 an der Akademie der Arcadier zu Rom als Mitglied aufgenommen u. öffentlich gekrönt wurde, st. 1800 in Rom), die Fantastici zu Florenz; in neuerer Zeit Gianni u. Sgricci (welcher von dem Großherzog von Toscana für die I. auf den Tod Maria Stuarts 2000 Francs u. eine Pension von 2400 Francs erhielt), Ciggoni, Rosa Taddei. In Deutschland[838] sind nur wenige Versuche im Improvisiren gemacht worden, der erste deutsche Improvisator war um 1720 Daniel Schönemann, dem dann erst 100 Jahre später O. L. B. Wolff, welcher um 1825 in Hamburg u. Berlin auftrat, folgte, dann Langenschwarz, zuerst 1830 in München, K. Richter, Karoline Leonhardt-Lyser, Ed. Beermann u. Böhringer; doch hat hier die Improvisade bei dem gebildeten Theile nie recht Glück gemacht. Holland hat einen berühmten Improvisator an dem Kaufmann Willem de Clerq (geb. 1793 in Amsterdam), welcher jedoch nicht öffentlich aufgetreten ist. In Frankreich improvisirte (seit 1824) Eugene de Pradel, auch dieser ist der erste daselbst.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 838-839.
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