Kaulbach

[396] Kaulbach, Wilhelm von K., geb. 16 Octbr. 1805 in Arolsen, Sohn eines Kupferstechers; zur Kunst bestimmt, ging er 1822 nach Düsseldorf zu Cornelius. Schon in der ersten Arbeit, einem Mannasammeln in der Wüste, trat sein bedeutendes Talent zu Tage; doch begann er noch keine größeren Gemälde 1827 ging er nach München, wo er sich an den Fresken in den Arkaden des Hofgartens, an den Deckengemälden des Odeon u. an der Ausschmückung des Palastes des Herzogs Max betheiligte. 1831 u. während der folgenden Jahre malte er zwei Säle im neuen Königsbau in Enkaustik u. in Fresco, zog sich aber alsdann von öffentlichen Arbeiten zurück, malte die Geisterschlacht der Hunnen u. Römer u. eröffnete sich damit seine große Künstlerlaufbahn; König Ludwig von Baiern ernannte ihn zum Hofmaler u. gab ihm eine freie, große Werkstatt. 1838 machte er einen einjährigen Aufenthalt in Rom. Er erhielt darauf sechs große Gemälde aus der Weltgeschichte im Treppenhause des Neuen Museums in Berlin zu malen; 1848 wurde er Director der Münchener Akademie. Die Arbeiten für Berlin erhielten eine größere Ausdehnung u. riefen ihn in den Sommermonaten nach Berlin Werke: Die vier baierischen Flüsse, Fresken in den Arkaden des Hofgartens 1827: Apollo unter den Musen, Frescogemälde im königlichen Odeon 1828; Die Geschichte der Psyche, Fresken im Palast des Herzogs Max 1830; Die Hermannschlacht nach Klopstock 1852, u. Bild er zu Goethes Dichtungen 1833 u. ff., enkaustische Gemälde im Neuen Königsbau; Das Narrenhaus u. der Verbrecher aus verlorener Ehre (Zeichnungen u. gestochen von Merz u. Gonzenbach); Die Zerstörung Jerusalems, Ölgemälde in der Neuen Pinakothek zu München 1837–40; Anakreon, Ölgemälde im Besitz des Königs von Württemberg 1838; Die Völkerscheide beim Babylonischen Thurmbau; Homer u. die Griechen; Der Zug der Kreuzfahrer unter Gottfried von Bouillon nach Jerusalem; sämmtlich lithochromische Gemälde im Treppenhaus des Neuen Museums zu Berlin; dazu die Sage, die Geschichte, Moses, Solon etc. u. ein langer Kinderfries mit einer humoristischen Darstellung der Weltgeschichte, von 1844 an (das Ganze erscheint in Kupfer gestochen bei Duncker in Berlin); Reinecke Fuchs von 1840 an; Zeichnungen zu den dramatischen Werken Shakespeares (in Kupfer gestochen u. herausgegeben von Parthey in Berlin). Dazu kommen jetzt noch Zeichnungen zu den Werken Goethes, welche auch in Kupfer gestochen werden; Der Kampf der Klassischen u. der Romantiker gegen die alte Akademie; Die deutschen Künstler in Rom (zwei Bilder); König Ludwig als Kunstsammler; seine Maler, seine Architekten, seine Bildhauer, die Glasmaler, die Erzgießer, die Porzellanmaler; Künstlerfeste, zwei Bilder, u. die Bildnißgestalten von Thorwaldsen, Cornelius, Klenze, Schnorr, H. Heß, P. Heß, Rottmann, Schorn, Ohlmüller, Ziebland, Kaulbach, Schraudolph, Gärtner u. Schwanthaler, 1847–53. K-s künstlerischer Charakter spricht sich in einem schöpferischen Formen u. großartigen Schönheitssinn am entschiedensten aus. Er kennt die Natur wie Wenige u. zeichnet mit großer Kraft, Reinheit u. Schönheit; er ist in hohem Grade subjectiv, was genau mit der satyrischen Kraft zusammenhängt, welche ihm eigen ist. Für religiöse Bilder ist seine Phantasie nicht organisirt, dagegen ist das ganze helldunkele Gebiet der Sage seine eigentliche Heimath. Er hat mit großem Erfolg dem Studium des Colorits sich gewidmet, ist Meister einer lebenswahren Carnation u. einer durchaus freien, leichten u. vollendeten Malweise.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 396.
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