Kent [2]

[429] Kent. Den Namen Grafen u. Herzöge von K. führten mehre Mitglieder der königlichen Familie von England; so 1) Edmund, Graf von K., Sohn Eduards I., half in Verbindung mit der Königin seinen ältesten Bruder Eduard II 1325 entthronen; als sich die Königin aber durch Ausschweifung u. Grausamkeit verhaßt gemacht hatte, suchte K., ohne zu wissen, daß sein Bruder ermordet sei, eine Verschwörung zu dessen Gunsten zu erregen; Mortimer, der Buhle der Königin, ließ ihn 1329 verhaften, anklagen u. hinrichten, ehe noch Eduard III. seinen Oheim retten konnte. 1465 wurde der Titel eines Grafen von K., 1706 eines Marquis u. 1710 eines Herzogs von K. an die Familie Grey verliehen, bei welcher er sich bis 1740 erhielt. 2) Eduard, Herzog von K. u. Strathearn, Graf von Dublin, vierter Sohn des Königs Georg III. von England. geb. den 2. Nov. 1767; in Deutschland zum Soldaten erzogen, stieg er schnell zum Obersten, wurde um 1800 General u. stillte 1802 las Gouverneur von Gibraltar einen Soldatenaufruhr.[429] K., beständig in finanziellen Verlegenheiten, überließ den größten Theil seiner Apanage seinen Gläubigern u. ging 1816 nach Brüssel, wo er sehr einfach lebte, bis er sich 1818 mit der Folgenden vermählte, eine größere Apanage erhielt u. nach England zurückkehrte; seine Gemahlin gebar ihm 1819 eine Tochter (die jetzige Königin Victoria von Großbritanien); er starb plötzlich den 23. Jan. 1820. Seine Reden im Parlament waren bedeutend, er stimmte, gleich seinem Bruder, dem Herzog von Sussex, stets mit der Opposition. 3) Victoria Maria Louise, Herzogin von K., Tochter des Herzogs Franz von Sachsen-Koburg-Saalfeld, geb. 17. Aug. 1786 zu Koburg, vermählt 1803 mit dem Fürsten Karl Emich von Leiningen; 1814 an die Spitze der Geschäfte als Vormünderin ihres Sohnes Friedrich Karl berufen, lebte sie zu Amorbach, od. zu Koburg bei ihrem Bruder, dem Herzog Ernst, wurde 29. Mai 1818 wieder vermählt mit dem Herzog von K., von dem sie 24. Mai 1819 in Kensingtonhouse die jetzige Königin Victoria von England gebar, aber 1820 Wittwe wurde. 1823 legte sie die Vormundschaft über ihren Sohn, den Fürsten von Leiningen, nieder. 1825 bestimmte die Regentschaftsbill die Herzogin zur Regentin der vereinigten Königreiche, im Fall, daß Victoria vor dem 18. Jahre zum Throne berufen würde (was jedoch nicht eintrat).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 429-430.
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