Lallemand

[42] Lallemand (spr. Lallmang), 1) François Antoin, Baron L., geb. 1774 in Metz; trat zur Zeit der Revolution in französische Militärdienste u. wurde Generaladjutant Junots, 1802 bei der Expedition nach S. Domingo Oberst u. im Preußischen u. Spanischen Feldzuge 1811 Brigadegeneral. Nach der Restauration 1814 erhielt er das Commando des Departements Aisne, u. seine Anhänglichkeit an Napoleon brachte ihn 1815 in Verhaft. Von Napoleon nach seiner Rückkehr nach Paris zum Generallieutenant u. Pair ernannt, focht L. bei Fleurus u. Waterloo, schiffte sich dann nach England ein u. verlangte Napoleon nach St. Helena zu begleiten. Dies wurde ihm verweigert u. er selbst als Gefangner nach Malta gebracht. Nach einigen Monaten erhielt er seine Freiheit, begab sich mach Smyrna u. von da nach Persien. Während dessen 1816 durch ein französisches Kriegsgericht in contumaciam zum Tode verurtheilt, zog er sich nun in die Nordamerikanischen Freistaaten zurück u. bewaffnete 1817 einige Fahrzeuge mit Kriegsmunition, um in Texas eine Colonie französischer Flüchtlinge (Champ d'asyle) zu begründen, die indeß nur theilweise zu Stande kam u. bald wieder einging. L. lebte dann in New Orleans, kehrte 1830 nach Frankreich zurück u. st. 1839. 2) Domenique, Baron von L., Bruder des Vorigen; stieg in französischen Kriegsdiensten bis 1814 zum Artilleriegeneral; unterstützte 1815 die Versuche seines Bruders für Napoleon, wurde Generallieutenant, focht bei Waterloo als Befehlshaber der Artillerie der Garde, blieb bei der Armee bis jenseits der Loire u. schiffte sich dann nach den Vereinigten Staaten ein, machte bald darauf eine reiche Heirath u. lebte dann in New Orleans, nachdem er mit seinem Bruder in contumaciam zum Tode verurtheilt worden war. 3) Claude François, geb. 26. Jan. 1790 in Metz, wurde 1819 Professor der Medicinischen Facultät in Montpellier u. Oberwundarzt des Civil- u. Militärspitals daselbst; siedelte nach seiner Aufnahme in die Akademie der Wissenschaften 1845 nach Paris über, begleitete dann Ibrahim Pascha, welcher ihn consultirte, durch Italien u. Frankreich u. einige Monate in die Bäder von Vernet, dann nach Ägypten, wo er auch Mehemed Ali behandelte. Er st. Mitte Juli 1854 in Marseille u. vermachte der Akademie in Paris 30,000 Frcs. zur Begründung eines Preises für die beste Arbeit auf dem Gebiete der Anatomie, Physiologie od. Pathologie des Nervensystems. Er schr.: Propositions de pathologie, Par. 1818, 2. Ausg.; Observations patholog., ebd. 1825; Recherches anatomicopatholog. sur l'encéphale, ebd. 1820–30, 2 Bde. (deutsch von Weese, Lpz. 1825, 2 Thle.); Observ. sur les maladies des organes génito-urinaires, Par. 1825–27,2 Thle. (deutsch von Pestel, Lpz. 1825–28); Clinique medico-chirurgicale von Verdier u. Marchol, Par. 1834 ff.; Des pertes séminales involontaires, ebd. 1836–38,2 Thle. (deutsch von Venus, Weim. 1837, von E. A. Ofterdinger, Stuttg. 1840 f., 2 Bde.); Education publique, Par. 1848. Seine Lehrvorträge gab I. Kaula heraus unter dem Titel: Clinique medico-chirurgicale, ebd. 1845.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 42.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika