Junot

[187] Junot (spr. Schünoh), 1) Andoche J., Herzog von Abrantes, geb. den 23. Oct. 1771 zu Bussy le Grand im französischen Departement Côte d'or, Sohn armer Landleute, studirte die Rechte, wurde 1792 Grenadier, bei der Belagerung von Toulon Sergeant, dann Offizier u. 1796 Adjutant bei Bonaparte, begleitete diesen nach Ägypten, bewies sich ihm bes. am 18. Brumaire treu u. wurde 1804 Divisionsgeneral, Commandant u. Gouverneur von Paris; er befehligte eine Division der Landungsarmee in England, wurde Colonelgeneral der Husaren, Gesandter in Lissabon, machte den Feldzug gegen Österreich mit, zeichnete sich bei Austerlitz aus u. ging 1806 wieder nach Lissabon; 1807 führte er das Corps, welches Portugal unter Mitwirkung Spaniens besetzte, rückte am 10. Novbr. 1807 in Lissabon ein u. erklärte sich am 1. Febr. 1808 zum Generalgouverneur von Portugal, wofür ihn Napoleon zum Herzog von Abrantes ernannte. 1808 in Lissabon von den Engländern angegriffen u. bei Vimeira geschlagen, schloß er 30. Aug. 1808 den Vertrag zu Cintra, dem gemäß er u. sein geschwächtes Corps nach Frankreich eingeschifft wurden. Er fiel deshalb bei Napoleon in Ungnade u. kam erst in Spanien, wo er unter Massena ein Corps führte, wieder in Gunst, erhielt im Feldzuge nach Rußland das achte Armeecorps u. zeichnete sich bei Mosaisk aus. 1813 wurde er Generalgouverneur in Illyrien, verfiel aber dort in Wahnsinn, wurde nach Frankreich zurückgebracht u. stürzte sich in Montbard in der Wohnung seines Vaters aus dem Fenster, brach den Schenkel u. starb 22. Juli 1813 an den Folgen der Amputation. 2) Laurette J., Herzogin von Abrantes, geb. Permon, angeblich aus dem Stamm der Komnenen, weitläufige Verwandte Napoleons, geb. den 6. Novbr. 1786 in Montpellier, wurde um 1805 mit dem Vorigen vermählt u. war 1810 mit ihm in Spanien. Bei dem Tode ihres Gemahls verlor sie einen großen Theil ihres Vermögens u. war später gezwungen, obschon die Bourbons sie unterstützten, von Schriftstellerei zu leben. Da sie ihr früheres Salonleben in der Pariser großen Welt nicht aufgeben wollte, kam sie in große Schulden u. st. den 7. Juni 1838 in einem Krankenhause zu Paris. Sie schr.: Mémoires ou Souvenirs histor. sur Napoléon, la révol., le directoire, le consulat, l'empire et la restauration, Par. 1831–35, 18 Bde., 2. Aufl. 1835, 12 Bde. (deutsch Lpz. 1831–36, 18 Bde.); L'amirante de Castille, Par. 1832 (deutsch von L. Kruse, Lpz. 1833); Cathérine II., 1835; Histoire d'une contemporaine, 1835; Scénes de la vie espagnole, Par. 1836, 2 Bde. (deutsch Quedlinb. 1837); Mémoires sur la restaurat ion etc., Par. 1836, 6 Bde. (deutsch Lpz. 1836, 4 Bde.); Sou venirs d'une ambassade et d'un séjour en Espagne et Portugal, Par. 1837, 2 Bde.; L'exile, 1837; Histoire des salons de Paris. ebd. 1837, 2 Bde. (mit einem Theil der Memoiren über die Restauration, deutsch von Le Petit, Quedlinb. 1838–406 Bde.). Nach ihrem Tode erschienen: La duchesse de Valombray, 1838; Hedwige, reine de Pologne, 1838; La Vallée des Pyrénées, 1838; Eglantine, 1839; Blanche, 1840; Louise, 1840; Les deux soeurs, 1840; Etienne Saulnier (historischer Roman), 1841. 3) Napoleon-Andoche, ältester Sohn der beiden Vorigen, geb. 1807 in Paris; Ludwig XVIII. bestätigte ihm im Januar 18. 5 den Titel eines Herzogs von Abrantes; er erhielt eine gute Erziehung, führte jedoch ein leichtsinniges Leben u. starb im Februar 1851 geisteskrank im Irrenhause; er schr.: Deux coeurs de femme, 1833; Une soirée chez Mme. Geoffrin, 1837; Raphaël, 1839; Alfred, 1842; Aux ministres anglais (in Versen), 1843; Les boudoirs de Paris, 1844 f., 6 Bde.; in dem Livre des cent et un schr. er: Les femmes de Paris u. Un Parisien à Vienne. 4) Albert Jean d'Abrantes, Bruder des Vor., war im Krimfeldzug von 1854–55 Adjutant des Generals Canrobert. 5) Josephine, Schwester der beiden Vor.; sie schr. unter dem Namen Constance Aubert: Histoires morales et édifiantes, 1837; Une vie de jeune fille, 1837; sie betheiligte sich auch an der Redaction verschiedener Sammelwerke, z.B. der Salmigondis (wo sie die [187] Novelle Dévouement schrieb) u. gründete 1840 die Abeilles parisiennes.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 187-188.
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