Junot

[378] Junot (spr. schüno), Andoche J., Herzog von Abrantes, franz. General, geb. 23. Okt. 1771 in Bussy-le-Grand (Côte d'Or), gest. 29. Juli 1813, trat 1793 als Freiwilliger in das Heer ein und zog bei Toulon durch seine unerschrockene Tapferkeit die Aufmerksamkeit Bonapartes auf sich, der ihn als seinen Adjutanten mit nach Italien und dann nach [378] Ägypten nahm. Nach dem 18. Brumaire ernannte ihn Bonaparte zum Kommandanten von Paris und endlich zum Generalobersten. Nachdem J. 1805 kurze Zeit als Gesandter in Lissabon fungiert, sich sodann in der Schlacht bei Austerlitz ausgezeichnet hatte, ward er 1807 zum Befehlshaber des Korps, das Portugal besetzen sollte, und, nachdem er dies im November ausgeführt, 1. Febr. 1808 zum Generalgouverneur von Portugal mit dem Titel eines duc d'Abrantès ernannt. Auf das schamloseste bereicherte er sich in dieser Stellung durch Erpressung und Plünderung. Doch mußte er vor den im August 1808 gelandeten Engländern bei Vimeiro zurückweichen und die Kapitulation von Cintra schließen. 1809 wurde er im Kriege gegen Österreich von Kienmayer 12. Juni bei Berneck besiegt, war darauf Gouverneur der Illyrischen Provinzen und befehligte im Feldzuge gegen Rußland das 8. Armeekorps. Von dem Kaiser wieder in die Illyrischen Provinzen geschickt, verfiel er bald darauf in eine Geisteskrankheit. Er endete in dem Städtchen Montbard (Côte d'Or) sein Dasein durch einen Sturz von einer Mauer. – Seine Gattin Laurette de Saint-Martin-Permon, Herzogin von Abrantes, angeblich vom griechischen Kaisergeschlechte der Komnenen stammend, weitläufige Verwandte von Napoleon I., geb. 1784 in Montpellier, ward nach ihrer Vermählung (1799) zur Hofdame der Mutter Napoleons ernannt und gab sich einer grenzenlosen Verschwendung hin, die bald ihre Vermögensumstände gänzlich zerrüttete. Nach dem Tod ihres Mannes beschäftigte sie sich mit literarischen Arbeiten und starb dürftig im Nonnenkloster Abbaye-aux-Bois zu Paris im Juni 1838. Ihre weitschweifigen »Mémoires, ou Souvenirs historiques sur Napoléon, la Révolution, le Directoire, le Consulat, l'Empire et la Restauration« (Par. 1831–35, 18 Bde.; 1893, 10 Bde.; deutsch von Alvensleben, Leipz. 1831–38, 25 Bde.) zeugen von Schärfe und Gesundheit des Urteils. Außerdem schrieb sie: »L'amirante de Castille« (1832); »Scenes de la vie espagnole. Souvenirs d'une ambassade et d'un séjouren Espagne et Portugal« (1837); »Histoire des salons de Paris« (1837; neue Ausg. 1893, 4 Bde.). Vgl. Turquan, La générale J. duchesse d'Abrantès (Par. 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 378-379.
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