Linde [3]

[389] Linde, 1) Samuel Gottlob von L., geb. 1771 in Thorn, wurde 1792 Lector der Polnischen Sprache in Leipzig, ging 1795 nach Wien, wurde hier Bibliothekar des Grafen Ossolinski, 1804 Director des Lyceums u. Oberbibliothekar in Warschau, 1807 Oberschulrath, 1817 Professor an der neu errichteten Universität, später auch Präsident des evangelischen Consistoriums u. Director der Landesbibliothek. 1830 war er Mitglied des Reichstags u. verlor nachher seine Ämter, wurde aber 1833 wieder Director des Gymnasiums in Warschau; 1838 resignirte er u. st. 9. Aug. 1847. Er schr.: Grundsätze der Wortforschung, 1805; Wörterbuch der Polnischen Sprache, Warsch. 1807–1814, 6 Bde. Bibliotheca Janociana, 1815–1819, 3 Bde.; Überdas Lithauische Statut, 1816; übersetzte Potockis u. Koloniajs Vom Entstehen u. Untergang der polnischen Constitution, Lpz. 1793, 2 Bde., u. Ossolinski, Kritik der Geschichte der Slawischen Literatur, 1825. 2) Justin Timotheus Balthasar von L., geb. 1797 in Brilon in Westfalen; wurde 1823 Professor der Rechte in Gießen, 1826 Rath im dasigen Kirchen- u. Schulcollegium, 1829 Ministerialrath in Darmstadt, 1832 Director des dortigen Oberstudienraths, 1834 Kanzler der Universität, außerordentlicher Regierungsbevollmächtigter u. Mitglied des Bundesschiedsgerichts, 1835 Mitglied des Staatsraths u. 1836 Geheimer Staatsrath. Durch die Revolution von 1848 ward er außer Thätigkeit gesetzt, aber durch einen westfälischen Bezirk sowohl in die deutsche Nationalversammlung als in das Erfurter Parlament gewählt; trat hierauf in Wien in das Ministerium als Geheimer Staatsrath ein, wurde bald pensionirt u. 1851 fürstlich liechtensteinischer Bevollmächtigter am Bundestag. Er schr.; Abhandlungen aus dem deutschen gemeinen Civilproceß, Bonn 1823–29, 2 Bde.; Lehrbuch des deutschen gemeinen Civilprocesses, ebd. 1825, 6 Aufl. 1843; Handbuch des deutschen u. bürgerlichen Processes, Gießen 1831 u. 1839, 2 Bde.; Staatskirche, Gewissensfreiheit u. religiöse Vereine, ebd. 1845 u. m. a.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 389.
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