Ludwigskanal

[590] Ludwigskanal (Donau-Main-Kanal, Main-Donau-Kanal), bereits von Karl d. Gr. projectirter u. begonnener, vom König Ludwig I. von Baiern ausgeführter Kanal von Bamberg bis Kelheim, der längste in Deutschland, welcher den Main mittelst der Altmühl mit der Donau u. dadurch die Nordsee mit dem Schwarzen Meer verbindet. Er ist oben 54 Fuß, unten 34 Fuß breit, 5 Fuß tief u. beginnt bei Bamberg, geht eine kleine Strecke die in den Main mündende Regnitz hinauf, dann neben derselben her, Forchheim, Erlangen, Fürth u. Nürnberg berührend, nach Neumarkt, von da längs der Schwarzach, diese überschreitend, nach der Altmühl, welche er oberhalb Dietfurt erreicht u. von da mit diesem schiffbar gemachten Flusse nach der Donau. Der höchste Punkt ist bei Neumarkt 638 F. über dem Einmündungspunkt bei Bamberg u. 270 F. über dem Ausmündungspunkt bei Kelheim. Er ist, einschließlich der kanalisirten Altmühl, 23,5 Meilen lang u. hat 103 Schleusen, 11 Brückenkanäle, 103 Durchlässe führen ihn über die seine Linie schneidenden Gewässer; 69 größere u. kleinere Einlässe gehen Zufluß von Wasser; 23 Grundablässe u. Überfälle dienen zur Regulirung des Wasserstandes im Kanale, 30 Sicherheitsthore zum Schutze der hohen Aufdämmungen. Die Verbindung über den Kanal vermitteln 114 Brücken, von denen 37 mit Schleusen verbunden sind; unter dem Kanale gehen vier Durchfahrten weg. Er hat 22 Häfen u. Landungsplätze mit Lagerhäusern, Krahnen, Wagen u. sonstigen Einrichtungen; Häfen sind in Bamberg, Forchheim, Erlangen, Fürth, Nürnberg, Neumarkt, Beilngries, Töging u. Kelheim. Die Ladungsfähigkeit der Schiffe steigt bei 4 Fuß Tiefgang bis zu 250 Centnern Zollgewicht. Für Baiern ist der Kanal von großer Wichtigkeit, indem er die Versendung von Steinen (Bausteine, Marmor, Lithographische Steine etc.), Holz u. Getreide aus den Gegenden an der Donau u. am Fränkischen Jura in die Gegend von Nürnberg erleichtert u. dadurch eine größere Ausfuhr dieser Producte, namentlich von Getreide, von Bamberg u. Unterfranken nach dem Rheine hin gestattet. Aber auch für ganz Mitteleuropa ist er sehr wichtig: er gewährt eine ausgedehnte Binnenschifffahrt, verbindet entgegengesetzte Meere (das Schwarze Meer u. die Nordsee), verknüpft den deutschen Südosten mit dem deutschen Nordwesten, ja durch Vermittelung des französischen, an den Rhein sich anschließenden Kanalsystems den Osten Europas mit dessen Westen u. öffnet die getreidereichen Gegenden an der mittleren u. unteren Donau, sowie an dem Schwarzen Meere den rheinischen u. niederländischen Märkten. An den L. schließen sich außer den Wasserstraßen unmittelbar od. mittelbar eine Menge Landstraßen, von denen einige zu den wichtigsten Verkehrsstraßen Deutschlands gehören, sowie viele Eisenbahnen an u. fördern den Verkehr. Der Mittelpunkt für den Kanal ist Nürnberg, welches durch ihn in Verbindung mit den von hier aus gehenden Eisenbahnen eine große Wichtigkeit für den süddeutschen Handel erlangt hat. Der L. wurde 1836 zu bauen begonnen, im Mai 1843 zuerst in einem Theile befahren u. am 25. August 1845 in seiner ganzen Länge eröffnet; am 30. Juni 1846 wurde er an die Actiengesellschaft überwiesen, u. am 15. Juli 1846 das nach Schwanthalers Zeichnung verfertigte Denkmal des L-s, welches die Verbindung des Main u. der Donau allegorisch darstellt, bei Erlangen enthüllt. Die Kosten des Baues betrugen an 10 Millionen Gulden, welche durch Actien aufgebracht wurden; die Betheiligung des Staates wuchs allmälig bis beinahe 8 Mill. Gulden an, u. 1852 kamen die Actien der Privaten vollends in die Hände der Regierung.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 590.
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