Milosch-Obrenowitsch

[272] Milosch-Obrenowitsch, 1) Fürst M.-O., geb. 1780 im Dorfe Dobrinje im Soschitzagebirge in Serbien, Sohn eines Tagelöhners, diente. seinem Halbbruder Milan als Knecht bis 1804 u. schloß sich dann an Czerni Georg an, wo er sich durch Tapferkeit u. Umsicht auszeichnete. 1810, als sein Bruder Milan von einer diplomatischen Sendung ins russische Hauptquartier nicht zurückkehrte, wurde M. sein Erbe u. später von Czerni Georg zum Wojewoden ernannt. 1813 vertheidigte er 17 Tage lang den Flecken Rawanj, u. als Alles an Serbien verzweifelte u. selbst Czerni Georg flüchtete, blieb er im Lande, unterhandelte mit den Türken u. wurde zum Fürsten (Oberknes) der drei Bezirke Rudnik, Poschega u. Kragujevatz ernannt. Aber am Palmsonntag 1815 erhob sich M. gegen die Türken, u. obgleich Anfangs unglücklich, schlug er endlich dieselben bei Catari u. befreite das ganze Innere Serbiens. Nach dem Frieden von 1816 wurde M. von den Serben zu ihrem Erbfürsten erwählt u. vom Sultan als Hospodar bestätigt; über seine Regierung s.u. Serbien (Gesch.). 1839 wurde er gezwungen, die Regierung zu Gunsten seines Sohnes Milan niederzulegen, lebte dann theils auf seinen Gütern in der Walachei, theils zu Dresden u. Wien. Er wurde 22. December 1858 nach der Absetzung des Fürsten Alexander Karageorgewitsch wieder zum erblichen Fürsten von Serbien durch die National-Skuptschina erwählt, dieser Beschluß am 27. December vom Senat u. am 2. Jan. 1859 von der Pforte bestätigt, worauf M. den 6. Febr. seinen Einzug in Belgrad hielt; s.u. Serbien (Gesch.). Vgl. L. Ranke, Die serbische Revolution, Hamb. 1829. 2) Milan, Sohn des Vorigen, geb. 1819, folgte im Juni 1839 seinem, zu seinen Gunsten abdankenden Vater in der Fürstenwürde von Serbien, st. aber bereits am 7. Juli desselben Jahres zu Belgrad. 3) Michael, Bruder des Vorigen, geb. 1823, ging mit seinem Vater nach dessen Abdankung ins Ausland, kehrte aber nach dem Tode seines Bruders zurück u. folgte ihm als Fürst von Serbien; in Folge der Revolution Anfangs September 1842 floh er nach Semlin, u. durch Beschluß der Notabeln des Landes u. der türkischen Behörden vom 15. September der Regierung für verlustig erklärt (s. Serbien, Gesch.), ging er zunächst nach Berlin u. machte von 1844–1850 Reisen durch fast ganz Europa, darauf lebte er in Wien u. auf seinen Gütern in der Walachei. Von letzteren aus machte er 1853, nach dem Ausbruch des Russisch-türkischen Krieges, Anstalten, ein Freicorps zu werben, angeblich zur Unterstützung Rußlands gegen die Türkei: am 6. Febr. 1859 kehrte er mit seinem Vater nach Belgrad zurück.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 272.
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