Nagy-Sandor

[648] Nagy-Sandor, Joseph, geb. 1804 in Großwardein, trat frühzeitig in ein Cavallerieregiment der österreichischen Armee ein u. rückte bis zum Rittmeister auf. Als solcher trat er aus dem Dienste. Bei Ausbruch der Revolution von 1848 wurde er vom ungarischen Ministerium zum Major u. Commandanten der berittenen Nationalgarde des Pesther Comitats ernannt u. nahm Antheil an dem Kampfe im Süden gegen die Raitzen. Er rückte bald zum Oberstlieutenant auf, wurde im Frühjahr 1843 als Oberst zur Hauptarmee versetzt u. im April zum General u. Befehlshaber des ersten Armeecorps erhoben, mit welchem er namentlich bei der Belagerung Ofens sich auszeichnete. Als Anhänger Kossuths gerieth er mit Görgey in die ernsteste Spannung. Nach der Einnahme Ofens operirte er zunächst mit einigem Glück an der oberen Donau u. der Waag, wurde jedoch am 16. Juni bei Sempta von den Österreichern geschlagen. Auf dem beschwerlichen Marsche der Armee von Komorn längs des linken Donauufers commandirte er die Vorhut, erlitt am 15. u. 16. Juli bedeutende Verluste bei Waitzen u. befehligte sodann die Arrieregarde. Als Görgey die Theiß überschritten hatte, wurde N. S., welcher sich bei Gelegenheit der zu Rimaßombath von den Russen gestellten u. durch Görgey befürworteten Aufforderung zur Niederlegung der Waffen widersetzt hatte u. dadurch von Neuem mit jenem in Conflict gerathen war, nach Debreczin gesendet, wo er am 1. Aug. anlangte u. am 2. Aug. von der russischen Hauptmacht unter Paskiewitsch geschlagen wurde. Am 9. August langte er mit dem Rest seiner Truppen bei Arad an u. vereinigte sich dann wieder mit Görgey. Nach der Waffenstreckung bei Vilagos wurde er von den Russen an die Österreicher ausgeliefert, kriegsrechtlich verurtheilt u. am 6. Oct. 1849 in Arad durch den Strang hingerichtet.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 648.
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