Pluto

[219] Pluto, 1) (Pluton, Aïs, Aïdes, Aïdoneus, Hades, d. i. der Unsichtbare), Sohn des Kronos u. der Rhea, Bruder des Zeus u. Poseidon, deren erste Schicksale er theilte, erhielt bei der Theilung des väterlichen Weltreichs die Unterwelt. Im Titanenkampf trug er den von den Kyklopen verfertigten unsichtbar machenden Helm, ein Symbol der Unsichtbarkeit, dessen sich auch Athene, Hermes u. die Heroen Perseus u. Herkules bedienen (vgl. K. F. Hermann, Die Hadeskappe, Gött. 1853). P. ist der Herrscher über die Mächte der Unterwelt u. über die Verstorbenen; seine Gemahlin ist die von ihm geraubte Persephone. Die Vorstellungen über P. u. Persephone sind je nach dem Epos od. den im Volke u. den mystischen Culten vorkommenden Anschauungen verschieden. Nach jenem herrscht das schreckliche Paar in der Unterwelt in seinem Palaste als die unversöhnlichen Feinde alles frischen Lebens, den Göttern u. Menschen verhaßt, finster u. traurig, verschlossen u. schweigsam, gewaltsame, unerbittliche Götter des Todes, welche keine Opfer u. keine Gebete wollen u. von den Menschen nur ausnahmsweise verehrt werden (wie in Elis). Der volksthümliche Cultus dagegen kannte den P. zwar auch als Gott des Todes u. der Unterwelt, aber mehr aus dem Naturleben, wie er sich im heißen Sommer u. im Winter offenbarte, auch als Gott der Befruchtung, als Zeus der Erde, als Gott des Reichthums (daher sein Name Pluton). So stellt. P. die chthonische Fruchtbarkeit u. Furchtbarkeit zugleich dar, das aus der Tiefe sprossende Leben u. den Verfall alles Lebens mit den Schrecknissen des Todes; deshalb beschäftigten sich die Mysterien viel mit ihm, indem sie diese Gegensätze auszugleichen suchten. Vier schwarze Rosse (Orphnäos, Athon, Nykteus, Alastor) zogen seinen Wagen. Verehrt wurde er zu Koronea, Pylos, bei Nysa, in Hermione, Elis, am Koralion, zu Rom (vgl. Vejovis u. Summanus, Vedius, Mantus, Soranus, Februus). Heilig war ihm: Cypresse, Buchsbaum, Narzisse, Adiantum; Opfer: schwarze Stiere u. Ziegen, mit Weihrauch zwischen den Hörnern, schwarze Bänder am Kopf, bei Nacht gebracht; der Priester war mit Cypressen bekränzt. Abgebildet: auf dem Haupt ein Helm, od. eine Krone von Ebenholz, od. ein Narzissenkranz od. Kranz von Adiantum; in der Hand das zweizackige Scepter od. Stabod. Schlüssel; neben ihm der Kerberos; in Statuen u. Büsten mit der Tunica bekleidet, in Reliefs u. Gemälden bis auf die Hüften nackt, Kopf verschleiert od. mit über das Gesicht herabhängenden Haaren von finstrem Ansehen; auf Thron von Ebenholz od. auf dem Wagen. Beinamen: Klymenos, der Erlauchte, Polyomynos, der Vielverehrte, Agesilaos, der Volksversammler, Zagreus, der große Jäger, Agathalyos, Freudenlöser, Agelastos, der nie lacht, Polydektes, der viel Aufnehmende, Agesandros, Männerentführer, Februus (s.d.), Eubuleus, der Wohlwollende; 2) Tochter des Okeanos u. der Tethys; nach Ein. durch Zeus Mutter des Tantalos; Gespielin der Persephone.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 219.
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