Rimĭni

[164] Rimĭni, Stadt in der vormals päpstlichen Delegation Forli (jetzt Provinz der Amilia), am Ausfluß der Marecchia u. Ausa in das Adriatische Meer gelegen; hat Kathedrale (jetzt Kaserne), viele andere Kirchen (S. Francesco, im neuitalienischen Styl um 1450 gebaut, mit Denkmälern der Familie Malatesta, S. Giuliano), Palast Malatesta (fast ganz zerstört), Palazzo publico, öffentliche Bibliothek (von Alex. Gambalunga 1617 gestiftet), Hafen, Castell, Fischmarkt mit Arkaden, Hauptplatz mit Statue des Papstes Paul V., römische Alterthümer (Triumphbogen zu Ehren des Augustus, Amphitheater, Marmorbrücke mit fünf Bogen über die Marecchia, von Augustus begonnen, von Tiberius beendigt); Piedestallo di Cesare auf dem Markte (der Stein, von dem herab Cäsar seine Krieger vor dem Übergang über den Rubicon angeredet haben soll): Fischerei, Seidenweberei; Eisenbahn von R. nach Forli, zum Anschluß an Ravenna-Bologna; 18,000 (mit dem dazu gehörigen Orte Bargellata 22,000) Ew. Auf der einen Seite von R. steht ein Leuchtthum, auf der anderen il Paradiso, in der Nähe auch das Castell S. Leo, wo Cagliostro als Gefangener starb. – R. ist das alte Ariminium, es war von den Umbrern gegründet, dann von Pelasgern bewohnt, später von den Senonen besetzt u. wurde 269 v. Chr. von den Römern colonisirt; Cäsar sandte eine zweite Colonie Veteranen hierher. Später kam es an das Byzantinische Reich u. dann an die Longobarden. Der Hafen galt für einen der besten an jenem Meere. Hier 359 Concil (Ariminensisches Concil) in den Arianischen Streitigkeiten, wo eine von den Arianern vorgelegte, der firmiensischen ähnliche Formel von den abendländischen Prälaten unterschrieben wurde, worin der Sohn dem Vater ähnlich genannt u. das Wort Wesen verworfen ward. Später besaßen die Malatestas R., welche Kaiser Otto III. 1200 zu Reichsvicaren eingesetzt hatte. Malatesta, Herzog von Varruchio, machte 1295 die Gewalt erblich u. nach ihm behauptete sich sein Sohn Malatestino im Besitze R-s; als er 1317 st., folgte[164] ihm, mit Übergehung seines Sohnes Ferrantino, zunächst unter dem Einfluß der Guelfen, sein Bruder Pandolfo I. u. erst nach dessen Tode 1326 folgte Ferrantino, mußte aber vor den Päpstlichen fliehen, u. nun folgten 1335 Pandolfos I. zwei Söhne, Pandolfo II. u. Galeotto; jener st. 1634, dieser 1385. Beide hatten die Signorien Ancona u. später Cesena, Gervia u. Fesi erlangt. Auch Ferrantino kehrte nach R. zurück u. st. daselbst 1358. Galeottos Söhne, Carlo u. Pandolfo III., theilten; der Eine erhielt R. u. einen Theil der Romagna, der Andere Brescia u. Bergamo. Als Pandolfo III. 1429 starb, erhielt R. sein natürlicher Sohn Galeotto Robert, 1432 dessen Bruder Sigismund Pandolfo, dessen thatenreiches Leben Äneas Sylvius beschrieb. Auf Sigismund folgte 1468 sein natürlicher Sohn Robert der Prächtige, u. als dieser 1482 starb, sein Sohn Pandolfo IV., welcher 1503 R. an die Venetianer verkaufte, die es in der Schlacht bei Gera d'Adda an den Papst verloren. Mehre Versuche der Malatestas im 16. Jahrh. die Herrschaft wieder zu gewinnen scheiterten, u. R. blieb nun immer bei dem Kirchenstaat. Hier vom 23. bis 26. Sept. 1845 ein revolutionärer Aufstand, s. Kirchenstaat S. 521. Am 1. Febr. 1853 Tumult, wobei das österreichische Consulatwappen herabgerissen u. beschimpft ward; österreichische Truppen besetzten hierauf R. Vgl. C. Clementini, Raccolta storia della Città di R., 1617; Battaglin Memorie stor. di R., in Zanetti's Traité des monum. de R.; Temanza, Antichita di R., Ven. 1741; Raccolta di dissertat. sopra l'iscrizz. del Panteo sagro d'Arimino, ebd. 1763.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 164-165.
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