Septimania

[857] Septimania (Gothien), 1) Landstrich in Südwestgallien, welcher zur Zeit der Römerherrschaft Aquitania secunda hieß u. die sechs Städtegebiete von Bordeaux, Perigueux, Angouleme, Agen, Saintes u. Poitiers begriff, wozu noch Toulouse kam. Dies Land erhielten die 419 aus Spanien zurückkehrenden Westgothen vom römischen Kaiser angewiesen u. dehnten von da ihre Grenze bis zur Rhone aus; 2) seit 511 der östliche Theil dieses Strichs, von der Rhone bis zu den Pyrenäen, welcher Narbonne u. Carcassonne begriff, während der westliche von den Franken erobert wurde; beim Untergang des Westgothischen Reiches fiel es in die Hände der Mauren. Von diesen eroberte es Karl Martell 739 u. Pipin der Kurze vereinigte es 259 mit den fränkischen Landen; 778 trennte es Karl der Große davon u. machte es zu einem Theil von Aquitanien; Ludwig der Fromme erhob 817 S.u. die Spanische Mark zu einem Herzogthum u. übergab dasselbe 817 dem Bera, einem Westgothen von Geburt u. seit 801 Grafen von Barcelona. Bera, der Felonie angeklagt, wurde 820 abgesetzt u. Bernhard I., Sohn des Herzogs Wilhelm von Toulouse, wurde Herzog. Er stand in hoher Achtung bei dem Kaiser u. wurde zum Gouverneur der Prinzen ernannt; aber 832 auf Veranlassung seiner Eleven seiner Würde entsetzt u. S. dem Herzog Berengar von Toulouse gegeben. Als sich aber Bernhard, welcher einstweilen in Burgund lebte, gegen die aufrührerischen Pläne der Söhne Ludwigs erklärte, rief ihn der Kaiser zurück, gab ihm 833 S. wieder u. setzte ihn 835 auch als Herzog von Toulouse ein. Karl der Kahle nahm ihm 840 Toulouse wieder, weil er sich mit dem jüngern Pipin in Verbindungen eingelassen haben sollte, u. ließ ihn 844 hinrichten. Ihm folgte in S. Sunifred als Markgraf von S., seit 829 Graf von Girona u. Neapel, welchen Titel die folgenden auch führten; diesem um 848 Aledran, welcher Barcelona u. Ampuria an den Herzog Wilhelm II. von Toulouse verlor; 852 Odalrich (Udalrich); unter Humfred (Wifred) nahmen u. plünderten die Normannen 857 Narbonne. Als der Markgraf 863 Toulouse einnahm u. den Grafen Raimund daraus vertrieb, wurde er 864 abgesetzt u. Karl der Kahle trennte nun S. von der Spanischen Mark, welche fortan Barcelona hieß, in S. wurde Bernhard II. Markgraf, welcher 867 auch die Grafschaft Poitiers erhielt; Bernhard II. empörte sich 877 gegen Karl u. es gelang auch dessen Sohne, Ludwig dem Stammler, nicht ihn zu unterwerfen, er bemächtigte sich 878 der Städte Bourges u. Berri, wurde aber 878 vom Concil zu Troyes excommunicirt u. floh nach Macon, welche Grafschaft ihm Herzog Boso von Provence geschenkt hatte. In S. folgte ihm Bernhard III. Graf von Auvergne, welchen Ludwig zum Vormund seines einzigen Sohnes ernannte. Er blieb 886 gegen Boso von Provence u. hatte seinen Sohn Wilhelm den Frommen zum Nachfolger in S.u. Auvergne. Da dieser 918 ohne Kinder starb, so fiel S. an den Grafen von Toulouse, s.d. (Gesch.).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 857.
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