Stephenson [1]

[777] Stephenson (spr. Stihf'ns'n), 1) George, einer der Hauptbegründer des jetzigen Eisenbahnsystems, geb. 9. Juni 1781 in dem Kohlenweiler Wylam bei Newcastle in der Grafschaft Northumberland, der Sohn eines Dampfmaschinenheizers. Er arbeitete Anfangs an einem Schienenwege u. war Bediener der Bremse, später kam er auf das Kohlenbergwerk Killingworth, wo er die Aufsicht über eine an der Mündung desselben aufgestellte Dampfmaschine erhielt. Eine beschädigte große Pumpmaschine, an welcher Mechaniker von Ruf sich vergebens versucht hatten, stellte er nicht nur her, sondern brachte auch daran mehre Verbesserungen an, wurde nun Ingenieur u. Maschinenmeister u. erhielt die Leitung der großen Kohlenwerke Lord Ravenworth's bei Darlington u. baute 1812 für einen bei denselben angelegten Schienenweg die erste Locomotive. Auch erfand er 1818 die Sicherheitslampe, welche das Entzünden der sogenannten Schlagenden Wetter in den Gruben verhindert, wandte seitdem seine ganze Aufmerksamkeit auf die Ausbildung der Locomotive u. gründete 1824, nachdem er bereits zwei derartige Maschinen gefertigt hatte, in Newcastle eine Maschinenfabrik. 1825 wurde nach seinem Princip die erste Eisenbahn zur Beförderung von Personen zwischen Stockton u. Darlington angelegt; die Erbauung der Liverpool-Manchester Eisenbahn 1829 begründete seinen Ruf für immer; von da an leitete er den Bau der bedeutendsten Eisenbahnen in England, od. baute Maschinen für dieselben u. wurde zu gleichem Zwecke nach Belgien, Holland, Frankreich, Deutschland, Italien u. Spanien berufen. Zuletzt war er noch Eigenthümer von großen Kohlen- u. Eisenwerken bei Claycroß, unweit Chesterfield, u. st. am 12. Aug. 1848 in Taptonhouse bei Chesterfield. 1845 wurde ihm auf der Eisenbahnbrücke über den Tyne, welche den Namen Stephensonbrücke erhielt, eine Statue u. 1862 in Newcastle ein Denkmal gesetzt. Vgl. G. S. (1. Band der Biographien berühmter Erfinder der Neuzeit), Stuttg. 1859. 2) Robert, einziger Sohn des Vor., geb. 16. Dec. 1803 in Wellington bei Newcastle, besuchte bis 1618 eine Lehranstalt in Newcastle, trat dann auf dem Kohlenwerke Nicholas Woods in Killingworth in die Lehre, um sich für den Grubenbetrieb praktisch auszubilden, besuchte 1820 auf ein halbes Jahr die Universität Edinburg, wo er Physik, Chemie, Mineralogie u. Geologie hörte u. den Preis in der Mathematik erhielt, trat 1822 bei seinem Vater als Maschinenbaulehrling ein, unternahm 1824 eine Reise nach Südamerika, wo er die Gold- u. Silberbergwerke besuchte u. die Silberminengesellschaft von Columbia ins Leben rief. 1827 kehrte er nach England zurück, um seinen Vater bei dem Bau der Liverpool-Manchester Eisenbahn zu unterstützen, übernahm dann die Direction von dessen Locomotivenfabrik, leitete darauf mehre größere u. kleinere Eisenbahnbauten (namentlich die London-Birminghambahn 1834–38), baute 1846–50 die Britanniabrücke (s.d.) über die Menaistraße, leitete den Bau der Eisenbahn von Alexandrien nach Kairo u. entwarf den Plan zu der im Januar 1860 eröffneten Victoriabrücke (s.d.) über den Lorenzostrom bei Montreal in Canada, deren Bau er auch theilweis geleitet hat. Er st. 12. Octbr. 1859 in London u. wurde in der Westminsterabtei beigesetzt. Von 1847 bis an seinen Tod vertrat er Whitby in Yorkshire im Parlament u. gehörte dort der conservativen Partei an. Da er keine Kinder hinterließ, so ging sein bedeutendes Vermögen auf Seitenverwandte über.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 777.
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