Tilly [2]

[599] Tilly, Graf Johann, T'Serclaes-T., aus dem Geschlecht T'Serclaes (s.d.), geb. 1559, wahrscheinlich auf dem Schlosse Tilly (s.d.), wurde bei den Jesuiten erzogen u. sollte Geistlicher werden, trat aber in spanische Kriegsdienste, focht in den Niederlanden unter Alba, Requesenz u. dem Prinzen von Parma, trat dann in kaiserliche Dienste, focht als Oberstlieutenant unter dem Herzog Philipp Emanuel von Lothringen in Ungarn gegen die Malcontenten u. Türken, wurde 1601 Oberst u. stieg bis zum General der Artillerie. 1609 trat er als Feldmarschall in baierische Dienste u. reorganisirte die baierischen Truppen; beim Ausbruch des Dreißigjährigen Kriegs wurde er Feldmarschall der Katholischen Liga, gewann 1620 die Schlacht am Weißen Berge, wußte die Heere des Grafen von Mansfeld u. des Markgrafen von Baden zu trennen, besiegte den Letztern 1622 bei Wimpfen, Christian von Braunschweig bei Höchst u. Stadtloo (wofür er in den Grafenstand erhoben wurde) u. 1626 den König Christian IV. von Dänemark bei Lutter am Barenberge; darauf machte er einen Zug nach Niedersachsen u. Holland u. nöthigte nach seiner Rückkehr mit Wallenstein 1629 den König Christian IV. zu dem Frieden von Lübeck; nach Wallensteins Abgang wurde er Generalissimus, rückte nach den Marken vor u. stürmte 10. Mai 1631 Magdeburg, wobei er grausam hausen ließ. Von da verließ ihn das Kriegsglück; im Septbr. wurde er bei Breitenfeld unweit Leipzig von Gustav Adolf u. den Sachsen geschlagen u. dreimal verwundet, sammelte sein Heer in Braunschweig wieder, ging dann nach Franken u. darauf nach dem von den Schweden bedrohten Baiern; bei Vertheidigung des Lechübergangs unweit Rain am 5. April 1632 wurde ihm durch eine Kanonenkugel ein Bein zerschmettert u. er st. am 30. April 1632 in Ingolstadt. Darüber siehe das Nähere unter Dreißigjährigen Krieg S. 312 ff. T. war einer der ersten Feldherren seiner Zeit; Schnelligkeit u. Kraft bezeichneten seine Unternehmungen; streng gegen sich selbst, war er nachsichtig gegen die Ausschweifungen seiner Soldaten. Bis zur Schlacht bei Leipzig rühmte er sich nie einen Rausch gehabt, nie ein Weib berührt u. nie eine Schlacht verloren zu haben; er war uneigennützig u. hinterließ deshalb wenig Vermögen. Ihm wurde 1844 zu München in der Feldherrenhalle eine Statue errichtet. Vgl. Klopp, T. im Dreißigjährigen Kriege, Stuttg. 1861, 2 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 599.
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