Mahlau, Familie

[653] Mahlau. Gottlieb Wilhelm Albert Mahlau wurde am 16. Dezember 1825 in Pannesheide bei Aachen als Sohn eines Steuerbeamten geboren. Im 13. Lebensjahre trat er bei seinem Onkel Gottlieb Schirmer in Jülich in die Lehre, um die Buchdruckerkunst zu erlernen. Seine Wanderjahre, welche nur durch die Militärzeit unterbrochen wurden, führten ihn nach Braunschweig, Greifswald, Berlin, Eberswalde, Elbing, Danzig und dann abermals nach Berlin, wo er in der Deckerschen Hofbuchdruckerei als sein eigenes und besonderes Verdienst die Einführung des graphischen Typensatzes vollführte. Mit schöpferischer Kraft und Energie überwand er eine Fülle von Schwierigkeiten bis er seine Telegraphenkarte von Europa als Beilage zu dem Post- und Eisenbahnkursbuch fertig gestellt hatte. Die Fach- und Tagespresse, die berühmtesten Autoritäten wie Alexander von Humboldt und der Geograph Kiepert nahmen »mit einem gewissen Staunen von dieser musterhaften typothetischen einzig in ihrer Art dastehenden Leistung« Kenntnis. Für kurze Zeit bei Hessenland in Stettin tätig, wurde er 1860 zum Leiter der Sauerländerschen Druckerei in Frankfurt a. M. als Nachfolger Alexander Waldows berufen. Während seiner sechsjährigen Tätigkeit daselbst gelang es ihm vor allem auf dem Gebiete des Buchdruck-Farbendruckes ganz Hervorragendes zu leisten.

Am 1. Januar 1866 begründete Mahlau mit dem ebenfalls bei Sauerländer angestellten Buchhändler Emil Waldschmidt, der das notwendige Kapital hergab, in der großen Gallusstraße Nr. 1 eine eigene Buch- und Kunstdruckerei unter der Firma Mahlau & Waldschmidt, mit welcher die J. D. Sauerländersche Druckerei im darauffolgenden Jahre vereinigt wurde. 1868 stellte Mahlau in Gemeinschaft mit dem Polizeisekretär Frenzel das erste Frankfurter Adreßbuch her, dessen Verlag 1903 an August Scherl, Deutsche[653] Adreßbuch G. m. b. H. abgetreten wurde. Schwere Sorgen und Nöte, verursacht durch seinen Teilhaber, ließen Mahlau nur mit der größten Anstrengung die niederflauende Zeit der 70er Jahre überstehen. Aber seiner unermüdlichen Tätigkeit und klugen Geschäftsleitung gelang auch dies und als sich das Buchdruckereigeschäft wieder mehr entwickelte, fügte er ihm noch einen eigenen Verlag hinzu. Neben mancherlei wissenschaftlichen Unternehmungen richtete er, seinem praktischen Sinn entsprechend, auf den Verlag von Verkehrshandbüchern sein Augenmerk; unter ihnen ist Quentins Fahrplanbuch und Taschenplan, welches Mahlau 1880 aus dem Verlage von C. F. Quentin in Frankfurt übernahm und sehr erweiterte und verbesserte, überall vorteilhaft bekannt geworden.

Im Jahre 1888, an seinem 50jährigen Buchdruckerjubiläum umfaßte Mahlaus Geschäft – seinen Teilhaber hatte er 1886 abgefunden – eine Schriftsetzerei mit rund 100000 Pfund Schriftmaterial, eine Druckerei mit 7 Schnellpressen, Stereotypengießerei, Buchbinderei mit 8 Hilfsmaschinen, einen umfangreichen Verlag nebst Adresseninstitut und einer bedeutenden Sortimentsabteilung, insgesamt 120 Personen Arbeit gebend.

Im gleichen Jahre 1888 traten Eugen Mahlau und Mahlaus Schwiegersohn Willy Schirmer in das Geschäft ein, das sie jedoch 1890 wieder verließen, um eine eigene Buchdruckerei unter der Firma Schirmer & Mahlau zu eröffnen.

Am 1. Juli 1891 ging die Firma Mahlau & Waldschmidt an den Sohn Reinhold Mahlau durch Kauf über, der das Geschäft noch heute in bisheriger Weise weiterführt. Das Frankfurter Adreßbuch wird noch immer in der Druckerei der alten Firma hergestellt. Der Begründer des Geschäfts, Albert Mahlau, hat sich in der Schweiz, in der Nähe von Constanz eine herrschaftliche Besitzung gekauft, wo er seinen Lebensabend in Zurückgezogenheit und Stille verbringt.

Quellen: Denkschrift zum 2. Mai 1888 (G. W. A. Mahlaus 50jähriges Buchdrucker-Jubiläum gewidmet); Verlagskatalog 1892.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 4. Berlin/Eberswalde 1907, S. 653-654.
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