Schnuphase, Familie

[852] Schnuphase (Altenburg). Die Schnuphase'sche Hofbuchhandlung wurde am 1. 1. 1800 von Dr. jur. Johann Christ. Rink und Dr. jur. Adolph Christian Schnuphase in Altenburg begründet, indem die genannten Herren ihre seither zu Langensalza und Erfurt bestandenen Buchhandlungen nach Altenburg verlegten und dazu unterm 19. 10. 1800 die landesherrliche Konzessionsbestätigung zum Betriebe der Buchhandlung in der Stadt Altenburg erhielten. Wie aus allen Büchertiteln von Verlagswerken hervorgeht, firmierte dieselbe zuerst Rink'sche Buchhandlung, 1801 Rink & Schnuphase, 1804 Schnuphase'sche Buchhandlung. Sehr bald erfreute sich die Handlung eines gedeihlichen Aufschwunges und guten Rufes im Buchhandel jener Zeit. Das Verlagsgeschäft, das schon von Erfurt mit herübergenommen war, wurde vergrößert durch fortgesetzten Ankauf von Verlagsrechten und -Vorräten sowohl einzelner Werke wie ganzer Bücherverläge. 1808 trat Dr. Rink aus der Firma aus und der Verlag der Rinkschen Buchhandlung ging durch Kauf in den Besitz der J. C. Hinrichsschen Buchhandlung in Leipzig über. Am 4. 11. 1823 starb[852] Dr. Schnuphase im Alter von 66 Jahren und das Geschäft ging an seinen Sohn, den Advokaten und Ratsarchivar, späteren Hofadvokaten und Stadtsyndikus Christian Philipp Schnuphase über, der es jedoch schon 1824 an den Buchhändler Carl Rudolph Stauffer aus Leipzig verkaufte. Wie sein Geschäftsvorgänger war er bestrebt, der Firma größerer Ausdehnung durch Ankauf und Uebernahme anderer bestehender Geschäfte, resp. ihrer Verlags- und Sortimentsvorräte zu geben. Nach Stauffers Ableben (1855) ging das Geschäft durch Kauf an den Postsekretär und späteren Posthalter und Poststallmeister Carl Friedr. Otto Hager aus Altenburg über, welcher 17 Jahre, bis zu Ende 1872, Inhaber der Firma war. Besondere Verdienste erwarb sich der neue Besitzer um die Leihbibliothek, die auf 17000 Bände anwuchs. Ebenso organisierte er den aus kleinen Verhältnissen erwachsenen Journal-Lesezirkel, den er zu großer Blüte brachte.

Einen bemerkenswerten Aufschwung nahm das Sortiment 1870-71, während des erfolgreichen Krieges mit Frankreich und den folgenden Jahren bis 1880, einen Aufschwung, der besonders dem Sohne des Besitzers, Otto Hager, zu danken war. Leider war es diesem nur kurze Zeit vergönnt, dem Geschäfte seine Tätigkeit zu widmen; er starb nach kurzem Krankenlager am 30. 12. 1872 in jugendlichem Alter. Aus Schmerz über diesen Verlust verkaufte Otto Hager sen. sein Geschäft und trat in städtischen Dienst als Ratsherr und Standesbeamter, welche Aemter er bis zu seinem 1898 erfolgten Tode bekleidete. Die Buchhandlung, der schon 1865 das Prädikat Hofbuchhandlung verliehen worden war, ging im Januar 1873 an Franz Friedrich Max Lippold aus Altenburg über. 1875 gliederte Lippold den bestehenden Geschäftsbranchen eine Musikalienhandlung und Leihinstitut für Musik an, und unterhielt seitdem ein gutgewähltes Lager klassischer und moderner Musik. Aber auch den anderen Zweigen seines umfangreichen Geschäfts wandte er seine Aufmerksamkeit zu und Dank seinem Fleiße und seiner unermüdlichen Arbeitskraft gelang es ihm, die Schnuphase'sche Hofbuchhandlung zu einer der bestangesehenen Firmen des deutschen Buchhandels zu erheben.

Nach dem am 17. 1. 1907 erfolgten Tode Lippolds wurde das Geschäft von dem Buchhändler Bruno Fischer, ein Sohn des bekannten Verlagsbuchhändlers Franz Fischer (früher Inhaber der alten angesehenen Firma Alfred Oehmigkes Verlag in Leipzig) erworben. Unter dem Beistande seines Vaters und seines Bruders Wilhelm Fischer führt er nun die Schnuphasesche Hofbuchhandlung weiter. Die Leihbibliothek ist inzwischen auf 25000 Bände angewachsen. Auch ist der Buchhandlung ein Antiquariat,[853] welches in der Hauptsache ein reichhaltiges Lager Altenburgica aufweist, darunter seltene und wertvolle Bücher und Bilder, angegliedert worden.

Quellen: Allgem. Buchhändler-Zeitung 1900.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 5. Berlin/Eberswalde 1908, S. 852-854.
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