Nimmerleinstag

*1. Am Nimmerleinstage, wenn die Eulen (s.d.) bocken, wenn der Charfreitag (s.d.) auf den Gründonnerstag fällt, wenn die Kuh (s.d. 622-624) einen Batzen gilt.Eyering, I, 348; Sutor, 986.

H. Heine in einem Brief an Jos. Lehmann (Paris, 5. Oct. 1854) umschreibt diesen Tag so: »Wenn ich auch Campe den Auftrag gebe, das Buch Ihnen zu senden, so bekommen Sie es gewiss erst an dem Tage, wo auch der Messias eintrifft, wenn er, der alten Tradition nach, auf einem Esel kommt und nicht die Eisenbahn benutzen will.« (Magazin für die Literatur des Auslandes, Berlin 1868, Nr. 3, S. 5.) – Fischart (in Kloster, VIII, 294): »Das Vrtheil soll auff nechste Griechische Kalendas, d.i. auff der Juden Christtag vnd der Genffer Liechtmess ausgesprochen werden.« Fischart führt das noch näher aus, indem er auf den Tag verweist, »wann die Sternenplacker vnnd Prockdickprocker der lügen eins werden; wenn man einen Koler, Schlotfeger, Kolfactor find, der nie ist russig vnd rauchig worden; Bettler, die gute Kleider tragen; Mamelucken die recht glauben; Juden vnd Wechssler, die nie durch Wucher rauben; Kauflaut, die nimmer böss Gelt nemen, Schreiner, Müntzer u.s.w. die nimmer nebenaussstemmen; Fassbinder vnd Steinmetzen, die sich nie auff die Finger haben geklopfft« u.s.w. (Kloster, VIII, 585 fg.) – Wann die Sonn in die Höll scheint. Wann die Hennen vor sich scharren. Wann die Schaben ins Salz kommen. Wann de wyden prumen dregen. Wann der Teufel von Aachen kommt. Wenn der Teufel im Weihwasser ertrinkt. Wenn der Hund den Hasen fleucht und der Dumme den Juden betreugt, wenn die Gans einen Wolf wird jagen und Frauen keine Kinder werden tragen, wenn der Frosch den Storch verschlückt und kein Bettler Kleider flickt. Wenn es Gulden regnet. Wenn mir Haar in der Hand wächst Zu Ostern, wenn die Bôcke lammen. Wenn die Katzen Ganseier legen; am letzten Bohnenmarkt; am Nimmerlistag, wenn die Schnecken bellen. Zu Martini, wann die Störch und Schwalben kommen. (Masson, 356.) Wenn der Teufel stirbt, wenn mir Haar auf den Zähnen wächst, wenn die Maulesel Junge werfen. Auf der Juden Christtag. Zu Weihnachten in der Ernte (im Schnitt, im Sommer); wenn der Schneekönig (Gustav Adolf von Schweden) kommt, wenn es schwarzen Schnee gibt; wenn die Kühe lachen. Uebermorgen wenns Heu blüht. In Preussen sagt man: Es geschieht am zweiunddreissigsten, auf weisse Pfingsten, op Plumepingste; in Holstein: Pingsten um de Iistid (Eiszeit); in Siebenbürgen: wenn die Katz en Oache liegt; wenn der Teufel im Weiher ertrinkt, oder af den Gorrfoatstoag, auf Pferdepfingsten. Im Oberharz: Wenn die Elbe brennt und die Gänse Wasser tragen. In Tirol: Wenn zwei Staupbesen zusammenkommen. Zu Pfingsten auff dem eiss. Zu Sanct-Martin, wann die störck kommen. Wann ein Maulesel junge hat. Wann die Sonn still steht. Wann der reich herbst Platonis kompt. Wann Sankt Claus widerkompt. (Egenolff, 313a.) Zu den Heiligen, denen der Sanct-Nimmerstag gewidmet ist (vgl. Magazin für die Literatur des Auslandes, 1862, Nr. 40) kommt noch in der Romagna San-Guacara, im Primat San-Mai und in Nordfrankreich Saint-Loion, zu dessen Ehren man »die Kälber schert«. In der Romagna vertröstet man auf das Jahr mit zwei Carnevals (l'aun di du Carnaval oder l'aun dëméi), das nie kommt; in Sicilien auf die Woche ohne Samstag (la simiana senza sabatu); in Neapel auf die Zeit, »wenn es Rosinen und Feigen regnet« (quanno chiovettero passe a fico cecche) oder: »wenn die Lebern Haare und die Affen Schwänze haben«; in der Provence auf die Woche mit vier Donnerstagen (A la semano deis quatre dijous); in der Picardie: »wenn die Frösche Schwänze oder die Hühner Zähne haben« (quand chés guernoules [glaines] iz [az] avont des queues [deints]); in Northamptonshire auf Tib's eve, der weder vor noch nach Weihnachten kommt, oder: When we have a month o' Sundays. – In Norwegen sagt man: Naar han Sant-Olav kjem atter nordantil (wenn Sanct-Olav wieder nach Norden kommt). In der Schweiz sagt man auch: [1034] Jo jo de muest ha, aber nöd, bis der Ahau kalberet ond d' Saue ûfflügid. – Muest g'ha ha am Nümmerlistag. (Sutermeister, 21.) In Warschau jüdisch-deutsch: Dus wett sein in'm zweiten Gilgel; d.h. die Erfüllung dessen steht nicht in naher Aussicht. Gilgel ist ein Grad der Seelenwanderung. In ähnlichem Sinne sagt man auch: Morgen, nuch'n Kügel, oder nach der Kuchel (S. Morgen, Adv. 40). Ferner: Wenn drei Tage Rosch Choodesch is. D.h. das kann geschehen, das will ich man, wenn drei Tage nacheinander Neumondfest ist, was aber nie vorkommt. Wenn Schabbes-Nachme (s.d.) uf Mittwoch fallt. (Tendlau, 68 u. 69.)

Engl.: At latter lammas when the devil is blind. – When two sundays come together. (Masson, 357.)

Frz.: Cela se fera la semaine des trois jeudis, trois jours après jamais. (Kritzinger, 642b; Lendroy, 892.) – Quand tous asnes auront longues oreilles. (Leroux, I, 20.) – Renvoyer quelqu'un au calendes grecques. (Kritzinger, 103a; Starschedel, 432; Lendroy, 263.)

Holl.: Te Sint-Jutmis, als de kalveren op het ijs dansen. – Te Sint-Jutmis, als men de muilen melkt. (Harrebomée, I, 359b; II, 108b.)

Lat.: Ad graecas Calendas. (Sueton.) (Binder I, 15; II, 53; Erasm., 678; Faselius, 6; Philippi, I, 8; Seybold, 8; Wiegand, 778.) – Anno magno Platonis. (Erasm., 678.) – Cum mula peperit fiet. (Erasm., 678; Faselius, 54; Tappius, 197a; Wiegand, 758.) – Cum Nybas coccyssaverit. (Masson, 349; Erasm., 677; Tappius, 197a.) – Per Harma aliquid facere. – Plenilunio fiet. (Erasm., 678.)


*2. Auf den Nimmerleinstag, wenn die Otter mit dem Fisch eins wird.


*3. Auff Nimmerlestag, wann die Blochler im Kuttenstreit zusammen stimmen.Fischart, Prakt., in Kloster, VIII, 585.

*4. Auff Nimmerlestag, wann man ein sechszigjährigen Bader findet, der nie geschwitzt, einen Wahrsager, der nie gelogen hat. Fischart, Prakt., in Kloster, VIII, 585; Eiselein, 357.


*5. Wart' bis auf den Nimmerlestag. (Meiningen.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873, Sp. 1034-1035.
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